Ungewollt kinderlos: Was passiert bei einer künstlichen Befruchtung?

apotheken-wissen.de: Kinderwunsch-Experte Prof. Dr. med. Jan-S. Krüssel bei der Kinderwunsch-Beratung eines Paares
Kinderwunsch-Experte Prof. Dr. med. Jan-S. Krüssel bei der Kinderwunsch-Beratung eines Paares *

Bei der künstlichen Befruchtung außerhalb des weiblichen Körpers, der sogenannten in-vitro-Fertilisation (IVF), werden die Eizellen der Frau mit einer ca. 14-tägigen Hormonbehandlung zu einem stärkeren Wachstum angeregt und dann in einer kleinen, ca. 5-minütigen Operation entnommen: durch die Scheide wird mit einer kleinen Nadel in die Eierstöcke eingestochen und die Eizellen werden abgesaugt. Außerhalb des Körpers werden dann diese Eizellen mit dem Sperma des Mannes zusammen gebracht. Hier gibt es zwei verschiedenen Methoden:

Wenn eine genügend gute Spermiumqualität vorhanden ist, gibt man ca. 150.000 Spermien mit einer Eizelle in ein kleines Tröpfchen mit Kulturmedium und beobachtet, ob die Spermien – wie in der Natur – von selbst den Weg zur und in die Eizelle finden. Ist die Spermiummenge oder -qualität nicht genügend, wird die intrazytoplasmatische Spermiuminjektion (ICSI) angewendet. Dabei wird zuvor unter dem Mikroskop ein ausreichend bewegliches Spermium ausgesucht, das mit einer kleinen Nadel dann in die Eizelle injiziert wird. Im Extremfall reicht hier also bereits ein Spermium für die Befruchtung einer Eizelle.

Auf welchem Weg auch immer die künstliche Befruchtung erfolgt ist: zwei bis drei Tage später werden befruchtete und geteilte Eizellen, also Embryonen, in die Gebärmutter zurück gegeben. Dies erfolgt wie bei einer gynäkologischen Untersuchung und ist für die Frau nicht schmerzhaft.

Künstliche Befruchtung bei unerfülltem Kinderwunsch: wie hoch ist die Erfolgsquote?

Die Erfolgsquote für eine erfolgreiche Kinderwunschbehandlung ist unabdingbar verknüpft mit der Anzahl und Qualität der Eizellen der Frau und damit unabdingbar mit dem Alter der Frau. Bei einer Frau bis zu einem Alter unter 30 Jahren und unter optimalen Voraussetzungen liegt heute die Erfolgsquote bei ca. 45%. In einem Alter von beispielsweise 40 Jahren senkt sich die Quote auf ca. 20%.

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Ungewollt kinderlos: Welche Risiken bestehen bei einer künstlichen Befruchtung?

Vorweg eine sehr beruhigende Aussage für alle ungewollt kinderlose Paare: mittlerweile ist sehr genau ermittelt, dass es weder für die Kinder noch für die Mütter langfristig nennenswerte Risiken gibt.

Im Rahmen der Behandlung und speziell bei der Stimulation der Eierstöcke kann es aber zu einer Überstimulation kommen: dabei werden die Eierstöcke deutlich größer als man es eigentlich wünscht. Das kann man aber durch Untersuchungen während der Stimulation und durch eine entsprechende Auswahl oder Änderung der Medikamente nahezu ausschließen. Ein weiteres Risiko sind Mehrlingsschwangerschaften: Jede vierte bis fünfte Schwangerschaft, die durch eine künstliche Befruchtung entsteht, ist eine Zwillingsschwangerschaft.

Ungewollt kinderlos: Was kostet eine künstliche Befruchtung und wer trägt die Kosten?

Diese Frage kann man leider nicht pauschal beantworten. Es gibt ja zwei verschiedene Versicherungssysteme: die gesetzliche und die private Krankenversicherung. Somit lautet die erste Frage: Wie ist das Paar – oder genauer: wie sind die einzelnen Partner versichert? Bei den gesetzlichen Krankenversicherungen müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein: so beispielsweise gelten bestimmte Altersgrenzen und das Paar muss miteinander verheiratet sein. Dann übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Hälfte der Behandlungskosten – dementsprechend kommen auf diese Paare ca. 1.200 – 1.500 Euro pro Behandlung als Eigenanteil zu. Die privaten Krankenversicherungen übernehmen unter bestimmten Bedingungen die kompletten Behandlungskosten. Darüber hinaus kann es auch Paare / Situationen / Konstellationen geben, die durch beide Versicherungsraster fallen und damit die Behandlungskosten komplett selber zu tragen haben.

Unser Experte zum Thema Kinderwunsch-Behandlungen: Prof. Dr. med. Jan-S. Krüssel

apotheken-wissen.de: Kinderwunsch-Experte Prof. Dr. med. Jan-S. Krüssel
Prof. Dr. med. Jan-S. Krüssel *

Prof. Dr. med. Jan-S. Krüssel ist ein langjährig erfahrener und einer der erfolgreichsten Reproduktionsmediziner in Deutschland. Er leitet das interdisziplinäre Kinderwunschzentrum an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf (kurz: UniKiD) und berichtet hier über die grundlegende Fragen und Antworten zu Gründen und Behandlungsmöglichkeiten bei einer ungewollten Kinderlosigkeit / einem unerfüllten Kinderwunsch. Prof. Dr. med. Jan-S. Krüssel war Präsident der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin, ist Vorstandsmitglied des Deutschen IVF-Registers sowie Vorstand der Arbeitsgemeinschaft universitärer reproduktionsmedizinischer Zentren und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer für das Fachgebiet Gynäkologie/Reproduktionsmedizin.

Das UniKiD ist das interdisziplinäre Kinderwunschzentrum an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf. Heute werden dort jährlich über 1.000 Behandlungen durchgeführt – und damit ist das UniKiD das größte universitäre Kinderwunschzentrum in Deutschland.

 

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Von Team apotheken-wissen.de

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