Zum Start des Deutschen IVF-Register (D·I·R)® vor nunmehr 40 Jahren war daran nicht zu denken, aber heute gibt es in fast jeder Schulklasse mindestens ein Kind, das ohne die „künstliche Befruchtung“ dort nicht sitzen würde.
Das Deutsche IVF-Register (D·I·R)® feiert im Jahr 2022 sein 40jähriges Jubiläum. Mit seinen über 2 Millionen Behandlungen stellt es sowohl für die Öffentlichkeit, Paare mit unerfülltem Kinderwunsch als auch das Fachpubkikum einen unglaublichen Datenschatz rund um die Kinderwunsch-Behandlungen in Deutschland dar. Nur die zuverlässige und kontinuierliche Auswertung dieser Behandlungen und ihrer Ergebnisse kann zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und damit verbundenen Verbesserungen der medizinischen Versorgung führen. Und auch bei der Beratung und letztlich Entscheidungsfindung der ungewollt kinderlosen Paare sind die Auswertungen des Deutschen IVF-Registers von elementarer Bedeutung.
Start des Deutschen IVF-Registers bereits 1982
Für die Fortpflanzungsmedizin stellt das Deutsche IVF-Register seit 40 Jahren eine wichtige Basis dar. 1982 startete die Erfassung erster Daten und wissenschaftlicher Auswertungen, damals noch klassisch in Papierform. Einige Jahre zuvor kam 1978 das erste Kind nach In-vitro-Fertilisierung (IVF) zur Welt. Professor Dr. Frank Lehmann motivierte 1982 die fünf ausschließlich universitären Zentren, gemeinsam ihre reproduktionsmedizinischen Behandlungszyklen zu erfassen. „Damit gelang die Schaffung einer ureigen ärztlich motivierten Registerarbeit zur Qualitätssicherung, zum voneinander lernen, zum Austausch, für wissenschaftliche Auswertungen und Erkenntnisse und damit zur Qualitätsverbesserung, die wir bis heute weiterführen“, sagt Frau Dr. med. Ute Czeromin, Vorstandsvorsitzende des Deutsches IVF-Register e.V. (D·I·R)®.
„Zu Beginn wurden Papiere von Hand ausgefüllt, heute umfasst die Registrierdatenbank über 2,2 Millionen Behandlungszyklen“, sagt Dr. Czeromin. Das Deutsche IVF-Register hat dabei viele technische Veränderungen mitgemacht, die sich auf Übertragungs- und Speichermedien beziehen. Auch die Reproduktionsmedizin selbst wandelte sich in diesen vier Jahrzehnten rasant.
Stand heute und Wissenwertes
Mittlerweile liefern 140 Mitgliedszentren und damit nahezu alle Kinderwunschzentren in Deutschland ihre relevanten Daten. Im aktuellen Jahrbuch des Deutschen IVF-Registers (D·I·R)® sind Auswertungen zu 128.709 Behandlungszyklen für das Jahr 2021 erfasst.
Von 1997 bis 2020 wurden die Geburten von über 364.000 Kindern dokumentiert, was in der Größenordnung der Bevölkerung von Bochum oder Wuppertal entspricht.
„Die Datensammlungen, Auswertungen und wissenschaftlichen Bewertungen sichern die Qualität und bieten eine solide Basis, sowohl für ganz Deutschland als auch für jedes Zentrum, das seine individuellen Auswertungen aus dem Register regelmäßig erhält.“, sagt Dr. Czeromin. Darüber hinaus sind heute Informationen über Fortschritte, Methoden und neue Erkenntnisse auch für Kinderwunsch-Patienten erhältlich.
In den letzten Jahren gab es beispielsweise Sonderauswertungen zum „single embryo transfer“. „Ziel der Kinderwunschbehandlung ist es, dass eine gesunde Mutter (möglichst nur) ein gesundes Kind zur Welt bringt“, sagt Prof. Dr. med. Jan-Steffen Krüssel, Vorstandsmitglied im Deutsches IVF-Register e.V. (D·I·R)® und Leiter des universitären Kinderwunschzentrums in Düsseldorf. Reproduktionsmediziner möchten die Zahl von Mehrlingsschwangerschaften und die damit verbundenen Risiken in der Schwangerschaft und durch Frühgeburten auch durch eine bessere Aufklärung der Paare deutlich reduzieren. Hier liefern die Ergebnisse des Jahrbuchs des Deutschen IVF-Registers (D·I·R)® wertvolle Hinweise.
Nach über 40 Jahren zeigen die gewonnen Daten auch, dass fortpflanzungsmedizinische Techniken sicher sind. „Das Risiko von Überstimulationen als Folge der Hormontherapie lag bei 0,5 Prozent, Komplikationen bei der Eizellentnahme, wie beispielsweise Blutungen, bei 0,8 Prozent“, stellt Dr. Czeromin fest.
Deutsches IVF-Register auch gesellschaftlich wichtig
Der über vier Jahrzehnte entstandene Datenpool dient auch der Weiterentwicklung, gibt er doch Ausblick auf Themen, die gesellschaftlich relevant sind. „Alle warten auf die Umsetzung der im Koalitionsvertrag 2021–2025 angekündigten Änderungen im Bereich der Fortpflanzungsmedizin. Angekündigt und qualitätsverbessernd werden dann die Legalisierung des elektiven single embryo transfers, also die erlaubte Auswahl eines besonders entwicklungsfähigen Embryos für den Transfer, die Legalisierung der Spende von Vorkernstadien und die 100-prozentige Kostenübernahme im Rahmen der gesetzlichen Krankenkassen sein“, sagt Prof. Krüssel. Ohne eine gesicherte Datenlage können solche Veränderungen nicht angestoßen werden.
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** Bildquelle / Infographik: Deutsche IVF-Register (D·I·R)®