Kinesiotapes - apotheken-wissen.de
Schützend, heilend und heutzutage farbenfroh und viel genutzt: die Kinesiotapes *
Sie sind mittlerweile von großen Sportveranstaltungen nicht mehr wegzudenken: Bunte Bänder, die direkt auf die nackte Haut geklebt werden, auch Elastikpflaster oder Elastikbänder genannt. Trendsetter für diese auffällige Variante der Schmerztherapie war ursprünglich David Beckham, der bei seinem letzten Spiel für Real Madrid erstmalig mit Kinesiotapes zu sehen war und wonach sich alle Welt fragte, was es mit diesen bunten Klebebändern auf sich hat. Hauptziel des Einsatzes der Elastikbänder ist der Schutz und das Therapieren schmerzhafter Muskel-, Skelett- bzw. Sehnenerkrankungen.

Der Physiotherapie-Experte Jens Weber informiert hier aus seiner Sicht die Einsatzbereiche und die möglichen sowie vor allem sinnvollen Anwendungsbereiche der Kinesiotapes.

Kinesiotapes: Herkunft und Einsatzgebiete

Tapes und Tapeverbände gibt es zwar schon sehr lange – aber bis zu David Beckham nur in weiß, wenig elastisch und eher für einen starren, stabilisierenden Schutz von Gelenken, Bändern und Sehnen. Nach David Beckham kam dann der farbige Blickfang dazu, die größere Elastizität für die muskulären Anwendungsbereiche … und durch Beckham und die modischen Farben waren die Kinesiotapes plötzlich in aller Munde. Kinesiotaping hilft dabei nicht nur Spitzensportlern.  Ebenso können sich Normal- und Breitensportler auf diese Art und Weise behandeln und schützen lassen. Denn diese Therapie ist aus den Praxen der Orthopäden und Physiotherapeuten ohnehin nicht mehr wegzudenken.

Die bunten Pflasterstreifen, die vor allem an Knie, Wade, Oberschenkel oder Rücken angebracht werden, bestehen aus besonders dehnbarem Baumwollgewebe mit Elastan-Anteil. Sie wurden 1973 durch den Chiropraktiker Kenzo Kase in Japan entwickelt. Hierbei sollte bei der Ausheilung von Sportverletzungen nicht das Ruhigstellen sondern im Gegenteil die Mobilisierung des Stütz- und Bewegungsapparat im Vordergrund stehen um den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Zur Erklärung: Durch das Ruhigstellen bilden sich Muskelpartien zurück, die im Anschluss erst wieder neu aufgebaut werden müssen. Bleiben diese Muskeln in Bewegung entfällt dieser Schritt und sowohl Blut- als auch Lymphfluss werden angeregt, was die Heilung beschleunigt. Auf diesem Wege soll die Beweglichkeit der Gelenke verbessert sowie das Abschwellen von Verletzungen begünstigt werden.

Im Gegensatz zu starrem Tape wird die Haut durch die Elastizität und Flexibilität des Kinesiotapes bei jeder Bewegung massiert und Muskelfunktionen sowie Kontraktionen stimuliert. Einige der Einsatzgebiete, bei denen Kinesiotaping angewendet wird, sind beispielsweise Nackenverspannungen, Rückenbeschwerden, Schmerzen in Schulter, Fuß, Ischias oder Sprunggelenk und auch Leiden wie Tennisarm bzw. Sehnenscheidenentzündung. Auch bei typischen Begleiterscheinungen wie Muskelkater oder Verspannungen kann die Anwendung der flexiblen Pflasterstreifen rasche und nachhaltige Linderung verschaffen.

Wie werden die Kinesiotapes angewendet?

Die Tapes können entweder als alleinige Therapie oder auch in Kombination mit Massagen, Akupunktur oder anderen Therapien eingesetzt werden, die wird am besten im Gespräch mit dem behandelnden Therapeuten entschieden. Im Falle einer Selbstbehandlung gibt es die Klebestreifen auch in Apotheken oder über den Onlineversand zu kaufen.

Allerdings wird empfohlen, sich das Anlegen der Kinesiotapes einmal zeigen zu lassen, um die Technik grundlegend verstanden zu haben. Vor dem Anlegen sollten die Ecken abgerundet werden, damit sie sich nicht rasch wieder lösen können. Nach dem Anlegen gut feststreichen, damit sich die Klebestellen richtig anschmiegen können, der wärmeempfindliche Kleber wird erst durch die Wärme der Reibung richtig aktiv. In Kniekehlen oder Armbeugen sollten die Streifen ungedehnt aufgeklebt werden. Als Faustregel gilt, dass das Kinesiotape möglichst 20 – 30 Minuten vor der sportlichen Aktivität angebracht werden sollte. Zur Behandlung werden die Streifen entweder einzeln oder zu mehreren, möglichst in die Richtung, in der die betreffenden Nervenstränge, Muskeln oder Bänder verlaufen, auf die Haut aufgebracht. Wie stark die Tapes gestrafft werden hängt ganz vom jeweiligen Grad der Beschwerden ab.

Liegen die zu behandelnden Regionen weiter auseinander wird hier häufig mit einzelnen Streifen gearbeitet. Handelt um die Behandlung eines Hexenschusses besteht die Möglichkeit, die Streifen sternförmig zu kleben, werden dagegen Blutergüsse oder Schwellungen behandelt werden die Kinesiotapes dagegen netzförmig aufgeklebt. Oft wird bereits nach einigen Minuten die erste Wirkung spürbar, Schmerzen werden gelindert.

Was sollte beim Kinesiotaping beachtet werden?

Auch bei der Verwendung von Kinesiotapes gilt grundsätzlich: Alles, was über einen normalen Muskelkater oder Verspannungen hinaus geht, sollte immer einem Arzt vorgestellt werden. Dieser hat die Möglichkeit, eine eventuelle schlimmere Verletzung festzustellen bzw. auszuschließen und kann gleichzeitig erste Tipps geben, in welchem Maße die Therapie mit dem flexiblen Klebeband von Vorteil sein kann.

Auch eine vorsorgende, dauerhafte Anwendung ist nicht angeraten, da sich die Muskeln und Sehnen an die veränderten Bedingungen „gewöhnen“ und somit der gewohnte Bewegungsablauf beeinträchtigt werden kann. Ist diese vorbeugende Anwendung allerdings auf einen kurzen Zeitraum begrenzt, wie zum Beispiel beim Skifahren, kann die stützende Wirkung der Pflaster durchaus von Vorteil sein. Im Fall von Herzproblemen, Ödemen, offenen Wunden, Krampfadern oder auch Neurodermitis sollte auf den Einsatz der Tapes verzichtet werden, ebenso wie im ersten Drittel einer Schwangerschaft.

Zusätzlich ist es dringend angeraten, die Pflaster bei allergischen Reaktionen wie Brennen oder Ziehen sofort zu entfernen. Größere Schäden sind hierbei allerdings normalerweise nicht zu befürchten. Unter normalen Umständen können die Tapes durchaus bis zu zehn Tagen auf der Haut bleiben, überstehen in dieser Zeit sowohl Massagen als auch Duschen.

Unser Experte zum Thema Physiotherapie: Jens Weber

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Themenexperte Physiotherapie: Jens Weber

Jens Weber, Jahrgang 1959, ist Leiter und Kopf der Praxis für Physiotherapie GmbH im Therapiehaus am Bunten Garten in Mönchengladbach. Sein Werdegang führte ihn von der Ausbildung in der Universitätsklinik Düsseldorf über die Physiotherapie in einer orthopädischen Fachpraxis und die therapeutische Leitung eines ambulanten Rehazentrums bis zur eigenen Praxis für Physiotherapie im Jahr 2003. Neben sportphysiotherapeutischen Betreuungen in der Handballbundesliga, der Deutschen Eishockeyliga und der Volleyballbundesliga sind vor allem folgende Fortbildungen hervorzuheben: Sportphysiotherapie des VPT und DosB, nichtoperative Orthopädie der Extremitäten und der Wirbelsäule, MLD, PNF, CMD, Medizinische Trainingstherapie, Rückenschullehrer, Osteoporose Trainer, Gangschule nach Rencho los Amigos (LA), Sport Physical Therapist (IAS Unsiversity, LA), Bobat Konzept, Akupunktur TCM DIU, Tuina TCM DIU.

Kontakt: www.prinzen-weber.de

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2 Gedanken zu „Kinesiotapes – heilende Wirkung mit sportlichem Blickfang“
  1. Ich habe schon oft diese bunten Bänder an Gelenken gesehen, wusste aber nicht, dass sie wirklich etwas bewirken. Mein Sportchirurg hat mir neben einer physikalischen Therapie auch solche Tapes empfohlen. Interessant, dass sie aus besonders dehnbarem Baumwollgewebe mit Elastan-Anteil bestehen.

  2. Vielen Dank für den Beitrag zu Kinesiotapes. Der Sportorthopäde meines Neffen hat ihm Kinesiotapes empfohlen, da er öfter unter Muskelverspannungen leidet. Gut zu wissen, dass das Kinesiotape die Muskelfunktionen und Kontraktionen stimuliert.

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