Das Quincke-Ödem: plötzlich schwellen Lippen und Augenlider an – scheinbar ohne Grund oder Auslöser. Obwohl die Schwellung nach einigen Stunden so schnell wieder abklingt, wie sie gekommen ist: sie ist nicht nur unangenehm, sondern bringt auch die Frage mit sich, was passiert, wenn sich die Schwellung einmal ausbreitet – zum Beispiel auf den Mund-Rachen-Bereich und somit die Atmung stört?
Das Quincke-Ödem ist eine Reaktion der Unterhaut, somit keine „Erkrankung“ in dem Sinne, sondern als Folge einer anderen Ursache ein Symptom. Dieses Symptom wurde benannt nach dem Arzt Heinrich Quincke, der es bereits im 19. Jahrhundert erstmals beschrieb. Es tritt meistens im Gesicht (Lippen, Augenlider) auf und kann vielerlei Ursachen haben. apotheken-wissen.de berichtet in diesem Artikel über das Quincke-Ödem, seine Ursachen und seine Symptome.
Definition, Gefahren und Formen des Quincke-Ödems
Das Quincke-Ödem erhielt seinen Namen von Dr. Heinrich Quincke, der diesen Symptomkomplex 1882 beschrieb. Der eigentliche medizinische Begriff lautet Angioödem bzw. der etwas ältere Begriff heißt angioneurotisches Ödem. Bei einem Quincke-Ödem schwillt die Unterhaut plötzlich und schnell an, da sich in den unteren Hautschichten Wasseransammlungen bilden. Da sie in den unteren Hautschichten liegen, ist meist eine größere Fläche betroffen. Sie hebt sich die Haut nur an, sie errötet aber nicht, juckt nicht und schmerzt in der Regel auch nicht. Dazu liegt die Wasserbildung als Ursache eben zu tief. Deutlich wird ein Quincke-Ödem gerne an besonders empfindlichen Hautstellen, beispielweise sind oft die Lippen und die Augenlider betroffen. Es kann sich aber auch an anderen Körperstellen äußern. Eine immanente Gefahr besteht darin – und dann liegt ein Fall vor, der einer sofortigen (notärztlichen) Behandlung bedarf – dass sich die Schwellung in Regionen ausbreitet, die bspw. die Atmung nachhaltig beeinträchtigen können.
Ursachen eines Quincke-Ödems
Die Entstehung eines Quincke-Ödems kann sich in vielerlei Ursachen finden. Wenn sich der Botenstoff des Gewebes, das Histamin, übermäßig ausschüttet oder es sich nur langsam und nicht ausreichend abbaut, entsteht eine Form des Nesselsucht. Aber nicht nur das Histamin kann ein Auslöser sein, oftmals kommen auch allergische Reaktionen – zum Beispiel bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten – in Frage. Ebenso bekannt sind Abwehrkörper im eigenen Körper, die das eigene Immunsystem angreifen und somit solche allergischen Reaktionen hervorrufen. Im Körper selbst können auch chronische Entzündungen, beispielsweise Zahnentzündungen, Infekte der Nasennebenhöhlen oder der Magenschleimhaut, als Ursachen in Frage kommen. Als äußere Ursachen mit solchen extremen Reaktionen kommen Medikamente oder Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln (Konservierungsstoffe, Farbstoffe) in Betracht.
Eher selten liegt dem Quincke-Ödem ein genetischer Schaden zugrunde: dabei ist das Gen schadhaft, das für die Produktion der Stoffe zuständig ist, die überempfindliche Hautreaktionen kontrollieren und eingrenzen.
Diagnose und Therapie Quincke-Ödem
Betrachtet man die vielfältigen und sehr unterschiedlichen Ursachen, die zu einem Quicke-Ödem führen, kommt vor allem einer zunächst sehr breiten und dann sehr filigranen Diagnostik in der Tiefe großes Gewicht zu. Der Weg der Diagnostik erfolgt dabei über das schrittweise Ausschlussverfahren, um aus den breiten Möglichkeiten (siehe oben) zunächst auszufiltern. Erhärtet sich eine Richtung, wird diese sehr tiefgehend analysiert. Die Therapiewege orientieren sich dann daran, welche Ursache letztendlich diagnostiziert wurde. Es kann, den jeweiligen Ursachen folgend, ein Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel oder Nahrunsgmittelzusatzstoffe sein, es kann die Desensibilisierungstherapie einer Allergie sein, es kann der Wechsel oder eine neue Dosierung eines Medikaments sein oder es kann die entsprechende Behandlung von bestimmten Infekten im Körper sein. Der seltene Fall des oben beschriebenen Gendefekts wird hormonell therapiert.
* Bildquelle: Lidödeme, hervorgerufen durch dentogenen Wangenabszess; Wikipedia / Klaus D. Peter, Gummersbach, Germany, Lizenz: Creative Commons by-sa 3.0 de / Kurz