In jedem Herbst und Winter der letzten Jahre wird über Grippewellen in Deutschland berichtet. Und gemeint ist damit nicht die umgangssprachlich bezeichnete Grippe in Form einer Erkältung mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit, sondern die „echte“ Virusgrippe, die Influenza. Arztpraxen und die Notaufnahmen und Ambulanzen der Krankenhäuser sind bei diesen Wellen schnell überlastet. Das Robert Koch Institut und seine Arbeitsgruppe Influenza informieren regelmäßig über den Status und das Fortschreiten der Grippewelle in Deutschland. Ungewöhnlich starke Grippewellen – mit einer mehrfachen Anzahl von Influenza-Erkrankungen / Grippe-Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahr, und die deutlich erhöhten Aktivitäten der Influenza-/Grippe-Viren stellen unter anderem besonders jetzt wieder die Frage: Grippeschutzimpfung ja oder Grippeschutzimpfung nein?
Hintergrund der Influenza / Hintergrund der Grippe
Die Saison der Influenza-/Grippe-Viren sind die Monate November bis April. Zwischen 5% und 20% der Bevölkerung erkrankt während dieser Monate an einer Influenza-/Grippe-Infektion. Man unterscheidet die Virus-Typen A, B und C. Während der Typ C eher harmlos verläuft, ist der Typ B bereits leicht bis mittelschwer zu spüren. Der gefährliche Grippe-Virus ist der Typ A, der sehr schwerwiegende Krankheitsverläufe bis hin zum Tode verursachen kann. Allein in Deutschland spricht man von ca. 10.000 Todesfällen pro Jahr durch Grippe-/Influenza-Viren, dabei ist Deutschland von einer Influenza-Pandemie bisher weitgehend verschont geblieben. Ansteckungsgefahr (Tröpfcheninfektion über die Atemwege, auch durch Haut und Hände transportiert) für Mitmenschen besteht bereits 2 Tage bevor erste Influenza-/Grippe-Symptome bei einem Erkrankten erscheinen. Erst spät während des 7-14 tägigen Krankheitsverlaufs setzt eine Besserung ein.
Risikogruppen einer Influenza-Infektion / Grippe-Infektion
Das Risiko, sich mit einem Influenza-Virus / Grippe-Virus anzustecken, ist bei folgenden Gruppen besonders hoch:
- ältere Menschen, man nennt hier die Gruppe der Über-60-Jährigen
- Menschen, die durch ein Grundleiden geschwächt sind. Dazu zählen zum Beispiel chronische Krankheiten der Atemwege und Lungen, Krankheiten an Herz und Kreislauf, Nierenkrankheiten, Leberkrankheiten, Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes, neurologische Krankheiten wie Multiple Sklerose
- Menschen, die an einer Immunschwäche leiden (bspw. HIV)
- Menschen, die in Altersheimen oder Pflegeheimen wohnen
- Schwangere (siehe auch nachfolgenden Absatz zur Grippeschutzimpfung während einer Schwangerschaft)
- Personengruppen, die viel Kontakt zu anderen Menschen haben und die dadurch einem besonders erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Dazu zählen zum Beispiel Personal im medizinischen und im Pflegebereich, Personal in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr (in öffentlichen Verwaltungen, Hotels, Restaurants, im Einzelhandel, als Erzieher, Lehrer, Busfahrer, Flug- und Zugbegleiter etc.)
- Menschen, die vor dem Hintergrund der Vogelgrippe direkten Kontakt zu Wildvögeln und Geflügel haben
Grippeschutzimpfung bei Schwangerschaft?
Während in anderen Ländern eine Grippeschutzimpfung schon länger auch für Schwangere empfohlen wird, war die ständige Impfkommission („STIKO“, Erläuterung siehe im nachfolgenden Absatz „Grippeschutzimpfung sinnvoll: ja oder nein“) in Deutschland eher zurückhaltend mit einer Grippeschutz-Impfempfehlung für Schwangere. Erkannt ist, dass Schwangere durch die hormonellen und körperlichen Veränderungen durchaus anfälliger für Grippeinfektionen sind. Seit dem Jahr 2010 und den neuen Erkenntnissen rund um die Schweinegrippe stellt die STIKO den Schutz sowohl der werdenden Mutter als auch des ungeborenen und durch die dadurch entstehenden Abwehrstoffe auch des neugeborenen Kindes weit deutlicher in den Vordergrund. Zudem lassen die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe eine Änderung der bisherigen Empfehlung zu, somit ist seit 2010 eine Impfung für Schwangere, die im Herbst oder Winter entbinden werden, ab dem 2. Schwangerschaftdrittel empfohlen. Bei Schwangeren mit einer chronischen Grundkrankheit kann und sollte eine Grippeschutzimpfung auch bereits im 1. Schwangerschaftsdrittel erfolgen, so die STIKO.
Grippeschutzimpfung sinnvoll: ja oder nein?
Eine Grippe / Influenza ist nicht zu unterschätzen. Zum einen in Bezug auf die erkrankte Person, zum anderen auch durch die schnelle Verbreitung und Ansteckung, zu denen die Influenza-Viren / Grippe-Viren in der Lage sind. Die ständige Impfkommission (STIKO), eine wissenschaftliche Expertengruppe am Robert-Koch-Institut, berät das Bundesgesundheitsministerium ebenso wie die entsprechenden Behörden der Bundesländer in Sachen Impfempfehlungen für die Bevölkerung. Die STIKO empfiehlt mit Blick auf die oben genannten Risikogruppen die Grippeschutzimpfung. Bei Personen, die nicht den oben genannten Grippe-Risikogruppen angehören, wird davon ausgegangen, dass Grippe-/Influenza-Infektionen zwar auftreten werden, aber in der Regel keinen schweren oder gar bösartigen Verlauf nehmen. Nichtsdestotrotz ist und bleibt jedem selbst und in Abstimmung mit seinem Arzt überlassen, eine Grippeschutzimpfung vornehmen zu lassen oder nicht vornehmen zu lassen.
Der richtige Zeitpunkt für eine Grippeschutzimpfung
Hat man sich für den Fall „Grippeschutzimpfung sinnvoll“ entschlossen, sollte die Impfung im September oder Oktober durchgeführt werden, da ein ausreichender Influenza-Schutz ca. 14 Tage dauert. Die Impfung reicht normalerweise bis zum Saisonende der Influenzaviren. Zu beachten ist, dass durch die sich sich stetig verändernden Influenza-Viren die Grippeschutzimpfung vor jeder Saison erneuert werden muss, um einen aktualisierten Schutz zu erhalten.
Mögliche Nebenwirkungen einer Grippeschutzimpfung
Vorsicht ist geboten für Menschen mit einer Hühnereiweiß-Allergie / Hühnerei-Allergie, denn bei der Impfstoffherstellung werden Hühnereier eingesetzt. Generell ist im weiteren Verlauf der Grippe-Saison zu bedenken, dass eine Impfung nur gegen bestimmte Virenstämme erfolgt ist. Bei Kontakt mit anderen und/oder neuen Virenstämmen ist dagegen keine Impfwirkung / kein erhöhter Infektionsschutz vorhanden.
Die Grippeschutzimpfung gilt im allgemeinen als gut verträglich. Nach der Impfung selbst kann es an der Injektionsstelle zu Rötungen und leichten Verhärtungen oder Schwellungen kommen. Dadurch, dass das Immunsystem des Körpers künstlich aktiviert wird, ist es zusätzlich beschäftigt und von daher eine Zeitlang schwächer als gewohnt – was bedeutet, Infektionsrisiken insbesondere nach einer Grippeschutzimpfung verstärkter als normal aus dem Weg zu gehen. Es können, zumeist bei Wiederholungsimpfungen, Unwohlsein, Müdigkeit, Frösteln oder leichter Schüttelfrost, eine leichte Erhöhung der Körpertemperatur, Atembeschwerden, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen oder Muskel- und Gliederschmerzen auftreten, die aber nach 1-2 Tagen wieder überstanden sind.
Kosten einer Grippeschutzimpfung
Die gesetzlichen wie die privaten Krankenkassen übernehmen für die Personen, für die eine Impfung empfohlen ist, die Kosten der Grippeschutzimpfung.
Literatur zum Thema Influenza
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* Bildquelle: Martin Büdenbender / pixelio.de