Trinkerbein: Alkohol kann aber muss nicht die Ursache sein
Trinkerbein: Alkohol kann aber muss nicht die Ursache sein *

Die Polyneuropathie – im Volksmund auch „Trinkerbein“ genannt – ist eine Störung des peripheren Nervensystems (Nerven außerhalb Gehirn und Rückenmark) und entsteht ausschließlich kombiniert mit einer anderen Krankheit. Dazu zählen beispielsweise Diabetes, Multiple Sklerose, Infektionskrankheiten wie Borreliose oder Aids, Rheuma und Alkoholmissbrauch. Wobei Alkohol nur zu ca. 30 % die Ursache ist. Die Polyneuropathie, die als Symptome Gefühlsstörungen in Armen oder Beinen hat, wird auch „Viel-Nerven-Krankheit“ genannt, an der jeder Mensch gleich welchen Alters oder Geschlecht erkranken kann.

Die Ursachen des Trinkerbeins

Eine Polyneuropathie kann sehr vielfältige Ursachen haben, insgesamt sind einige hundert potentielle Auslöser bekannt. Diabetes mellitus und Alkoholmissbrauch führen die Ursachen aber zu jeweils ca. 30 Prozent an. Multiple Sklerose, Borreliose, Aids, Rheuma haben wir oben bereits genannt, ebenso zählen aber zu weiteren potentiellen Auslösern Entzündungen der Nerven durch Medikamente, weitere Genussgifte, Umweltgifte, Vitaminmangel, Hormonstörungen und Stoffwechselstörungen.

Die Symptome des Trinkerbeins

Die Polyneuropathie ist eine Störung des peripheren Nervensystems, also von allen Nerven, die nicht zu Gehirn und Rückenmark gehören, deshalb kommt es auch zum Namen Viel-Nerven-Krankheit. Sie reichen von den seitlich an der Wirbelsäule austretenden Nervenwurzeln bis zu den feinsten Nervenenden in Muskeln und Haut. Die Polyneuropathie betrifft gleich mehrere Nerven und zielt dabei auf die Isolationsschicht oder den Zellfortsatz. Es beginnt somit in den Ganglien nahe am Rückenmark, von dort werden die Nervenfortsätze versorgt. Dementsprechend werden die längsten Nervenfasern am schnellsten beschädigt, Finger und vor allem die Zehen zeigen dann die ersten Symptome einer Polyneuropathie in Form von Empfindungsstörungen (Kribbeln oder „Ameisenlaufen“, Brennen oder „Burning Feet“, Jucken, Taubheit, Druck, schmerzhafte Missempfindungen, veränderte Temperaturempfindungen). In der weiteren Folge treten durch die Schädigung der motorischen Fasern unruhige Beine („Restless-Legs-Syndrom“), nächtliche Zehen- und Wadenkrämpfe, sich fortsetzende Muskelkrämpfe und -zuckungen auf, gefolgt von Gangunsicherheiten, Wundheilungsstörungen, Lähmungen bis hin zum Muskelschwund.

Die Symptome treten in unterschiedlichen Mustern auf und die Extremitäten können ebenso sowohl symmetrisch als auch asymmetrisch als auch sowohl weiter oben als auch weiter unten betroffen sein. Unabhängig von Alter und geschlecht kann jeder Mensch am Trinkerbein erkranken. Unterschieden wird lediglich eine angeborene Polyneurophatie und eine später erworbene, die sehr viel häufiger auftritt als die angeborene Polyneurophatie. Bei der erworbenen Polyneurophatie unterscheidet man die seltenere idiopathische Polyneurophatie, bei der man keine erkennbare Ursache finden kann, und die sehr viel häufigere symptomatische Polyneurophatie, bei der die Ursache aus einer anderen Grunderkrankung (siehe oben, zum Beispiel Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, Multiple Sklerose, Borreliose, Aids, Rheuma, Entzündungen der Nerven, Nierenschäden, Genuss- und Umweltgifte, Vitaminmangel, Hormonstörungen oder Stoffwechselstörungen.

Warum wird die Polyneuropathie auch Trinkerbein genannt?

Bei der Polyneuropathie und hier der Alkoholpolyneuropathie sind häufig die Zehen sehr stark beeinträchtigt in Kombination mit Wadenkrämpfen: damit sind die Probleme beim Gehen unübersehbar. Die Reflexe der Muskeln in Zehen, Füßen und Beinen werden nachhaltig beeinträchtigt und der Betroffene stolpert häufig.

Die Diagnose des Trinkerbeins

Per EMG (Elektromyographie = Messung der Muskelaktivität) und NLG (Elektroneurographie = Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, Reflexe) kann die Diagnose eines Trinkerbeins abgesichert werden. Zuvor kann die Krankheitsgeschichte (Anamnese) Aufschlüsse geben – vor allem mit Blick auf das zumeist verbreitete Auftreten einer Polyneurophatie in Verbindung mit einer anderen Krankheit. Bei einer erweiterten diagnostischen Analyse werden Untersuchungen des Hirnwassers oder Biopsien von Nerven- oder Muskelgewebe zu Rate gezogen.

Die Therapie des Trinkerbeins

Eine wirkungsvolle Therapie kann nur auf Basis der konkret diagnostizierten Ursache des Trinkerbeins erfolgen. Das heißt, dass nur ursachenabhängige und dementsprechend spezifische Therapien der Polyneuropathie erfolgreich sein können. Während es für die idiopathische Polyneurophatie bis heute keine kausale Therapie gibt und somit nur an den Folgen und Beschwerden gearbeitet werden kann, wird bei der symptomatischen Polyneurophatie die Grunderkankung therapiert. In beiden Therapieformen können physikalische Maßnahmen wie Krankengymnastik, Wärme- und Kältebehandlungen, Elektrotherapie oder Bäder unterstützend und mildern eingesetzt werden.

 

Bildquelle:
*: Herbie /Fotolia.com

Von Team apotheken-wissen.de

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