Der Ursprung ist oft nur eine kleine, harmlose Wunde. Ein Kratzer am Bein, eine entzündete Zahnwurzel, ein aufgekratzter Insektenstich oder auch ein Harnweginfekt. Sie sind sicher lästig und unangenehm, geben zunächst auch einmal keinen Anlass zu größerer Besorgnis. Führen diese Verletzungen jedoch zu einer Blutvergiftung (Sepsis), ist diese Besorgnis sehr wohl angebracht. Von einer sogenannten Blutvergiftung spricht man, wenn an irgendeiner Stelle des Körpers Bakterien in die Blutbahn eintreten und sich auf diesem Wege über den gesamten Körper verteilen. Eine Blutvergiftung erkennen zu können ist deshalb von großer Wichtigkeit!
Wesen einer Blutvergiftung
Bei einer Blutvergiftung schaffen es die körpereigenen Abwehrkräfte nicht, eine durch oft nur minimale Wunden verursachte erhöhte Entzündungsreaktion zu verhindern. Somit reagiert das Immunsystem heftig auf die Infektion, allerdings ohne diese wirklich zu bekämpfen. Das Immunsystem schadet dem Organismus also in diesem Augenblick mehr, als ihm im Kampf gegen die Blutvergiftung zu nützen. Auch ein geschwächtes Immunsystem, beispielsweise durch eine HIV-Infektion, Medikamenteneinnahme oder Diabetes, kann das Auftreten einer Blutvergiftung begünstigen. Ausschlaggebend ist demnach in allen Fällen, möglichst früh eine Blutvergiftung zu erkennen!
Blutvergiftung erkennen: Was sind Anzeichen einer Blutvergiftung?
Gemeinhin heißt es, dass man eine Blutvergiftung erkennen kann an dem „roten Streifen“, der sich von der Wunde Richtung Herz entwickelt. Leider aber kann man sich bei einer akuten Blutvergiftung nicht auf dieses Symptom verlassen, da dieser entgegen vieler Meinungen nicht unbedingt das entsceidende Warnsignal für eine Blutvergiftung sein muss. Vielmehr deutet er auf eine Entzündung der Lymphgefäße hin und ist damit eher ein Hinweis auf eine allgemeine örtliche Entzündung, aus der sich allerdings unter bestimmten Umständen eine Blutvergiftung entwickeln kann.
Diagnose und Behandlung einer Blutvergiftung
Eine Blutvergiftung erkennen zu können bedeutet ebenso, die möglichen Symptome zu erkennen und richtig zu deuten. Dies kann vor allem deshalb so entscheidend sein, da es im Verlauf der Erkrankung zum Herz-Kreislauf-Versagen kommen kann. In diesem Fall ist die Durchblutung der lebenswichtigen Organe nicht mehr gegeben und man spricht von einem septischen Schock. Durch eine möglichst zeitnahe Diagnose sowie die schnellstmögliche Behandlung kann die Prognose für die Therapie oft erheblich begünstigt werden. Eine Faustregel besagt, dass das Sterberisiko bei einer unbehandelten Blutvergiftung bei ca. einem Prozent pro Stunde liegt.
In jedem Fall sollte der Gang zum Arzt im Zweifelsfall nicht gescheut werden. Dieser kann anhand der vorliegenden Symptome sowie des Vorgespräches oft bereits eine vorläufige Diagnose stellen und den Patienten, sollte er sich in einem alarmierenden Zustand befinden, sofort ins Krankenhaus einliefern lassen. Grundlage jeder Behandlung ist zuallererst die Ortung sowie Bekämpfung der Ursache. Hierzu werden anhand einer Blutuntersuchung die Entzündungsparameter festgestellt. Mithilfe von Ultraschall oder Computertomografie kann der Entzündungsherd bestimmt werden, etwa wenn sich unter der Haut Ansammlungen von Flüssigkeit bzw. Eiter gebildet haben. Hat sich die Entzündung bei einer Behandlung im Krankenhaus, beispielsweise durch ein Röhrchen oder einen Beatmungsschlauch, gebildet ist diese durch eine Röntgenaufnahme zu ermitteln. Somit wird deutlich: eine Blutvergiftung erkennen zu können kann und muss weit mehr als das Beobachten der Haut und Adern und das Warten auf „die rote Linie“ bedeuten!
Im Falle eines schweren Verlaufs der Blutvergiftung wird in den meisten Fällen eine Behandlung auf der Intensivstation notwendig, bedarfsweise unter Zuhilfenahme von künstlicher Beatmung oder auch Dialyse, um den betreffenden Organen die Arbeit zu erleichtern. Anhand von Antibiotika werden die Entzündungsherde bekämpft sowie der Bakterienbefall eingedämmt. Auch der Blutzuckerspiegel muss überwacht und gegebenenfalls mithilfe von Insulin wieder hochgebracht werden.
Eventuelle Folgeerscheinungen und Prognose
Ist eine Blutvergiftung überstanden bedeutet dies nicht zwangsläufig die vollständige Genesung. Bei einem milden Verlauf genügt oft der Einsatz von Antibiotika. In schwereren Fällen treten auch die Nachwirkungen stärker auf. Massiver körperlicher sowie seelischer Stress kann das Auftreten von Alpträumen und Depressionen zur Folge haben. Auch physische Folgen wie Nervenschäden, Bewegungsstörungen oder Muskelschwäche führen häufig dazu, dass die Betroffenen simple Bewegungsabläufe wie Gehen, Stehen oder Sprechen erst wieder erlernen müssen. In Selbsthilfegruppen finden Patienten gleichgesinnte, mit denen sie sich austauschen, beraten und auch aussprechen können. Wichtig ist, Familie und Freunde mit einzubeziehen und sich nicht abzukapseln.
Gibt es Möglichkeiten der Vorbeugung?
Da Keime und Bakterien überall verbreitet sind gibt es praktisch keine Möglichkeit, sich vollends dagegen zu schützen. Um keine Keime in kleine Wunden gelangen zu lassen, sollte man diese möglichst desinfizieren und mit einem Pflaster verschließen. Übermäßiger Einsatz von Antibiotika ist zu vermeiden, er kann zu einer Antibiotikaresistenz führen. Es empfiehlt sich daher, diese nicht unbedacht einzunehmen, sondern beim Hausarzt genau nachzufragen, in welchen Fällen sie gut und sinnvoll angewendet werden. Dies kann im Zweifelsfall lebensrettend sein, wenn sie im Ernstfall dazu dienen sollen, schwere Infektionen zu bekämpfen.
Und es ist eine gute grundsätzliche Wahl, durch Sport und ausgewogene, vitaminreiche Ernährung die Abwehrkräfte zu stärken, damit der Körper mit Bedrohungen besser fertig wird. Auch genügend Schlaf, zwischenzeitliche Entspannung und frische Luft stärken das Immunsystem.
* Bildquelle: Maren Beßler / pixelio.de