Medikamenteneinnahme - apotheken-wissen.de
Eine Frage des Vertrauens, der Disziplin und machmal kleiner Helfer: die regelmäßge und richtig dosierte Medikamenteneinnahme *

Es gibt eine außer Kontrolle geratene Epidemie in Deutschland, die mehr kostet und mehr Menschen betrifft als jede Krankheit, um die sich die Deutschen derzeit sorgen. Es ist die Nicht-Einhaltung der Einnahme von verschriebenen Medikamenten, und es ist – potentiell zumindest – zu 100 Prozent vermeidbar.

Studien haben gezeigt, dass 20 bis 30 Prozent der Medikamentenverschreibungen niemals umgesetzt werden und dass etwa 50 Prozent der Medikamente für chronische Krankheiten nicht wie vorgeschrieben eingenommen werden. Dieser Zustand wird schätzungsweise 125.000 Tote und mindestens 10 Prozent der Krankenhausaufenthalte verursachen – und somit das deutsche Gesundheitssystem viele Milliarden Euro pro Jahr kosten.

Dies erklärt zum Teil, warum neue Medikamente, die in Studien spektakuläre Ergebnisse erzielen, wenn Patienten überwacht werden, um sicherzustellen, dass sie den Anweisungen von Ärzten folgen, nicht mehr so wirksam und erfolgreich sind, nachdem das Medikament in den Markt eingeführt werden kann. Das heißt, dass die Patienten oftmals nicht verantwortungsvoll genug sind, wenn es um die regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente geht.

Was noch wichtiger ist ist die darin liegende Erklärung, warum so viele Patienten nicht gesund werden oder überraschende Rückfälle erleiden, wenn ihnen Arzneimittel verschrieben werden, die ihre Störungen unter Kontrolle halten sollen. Im Prinzip sehr widersprüchlich: geht man doch davon aus, dass die höchste Priorität von Kranken das Wieder-Gesundwerden ist.

Studien haben gezeigt, dass ein Drittel der Nierentransplantationspatienten ihre Medikamente gegen Abstoßungsreaktionen nicht einnehmen, 41 Prozent der Herzinfarktpatienten nehmen keine Blutdruckmedikamente, und die Hälfte der Kinder mit Asthma verwenden ihre Inhalatoren überhaupt nicht oder inkonsistent.

Andere Patienten lehnen selbst die verschriebenen Medikamente ab, weil sie sie als „Chemikalien“ oder „unnatürlich“ ansehen. Es gibt einen gesellschaftlichen Trend, mehr auf natürliche Behandlungsarten zu achten. Die Betonung und Umsetzung von gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung veranlasst manche Menschen zu dem Glauben, dass sie keine Medikamente nehmen müssen.

Betroffene machen oft einen Test: sie setzen ihre Medikamente für ein paar Wochen ab und wenn sie sich nicht besser fühlen, bleiben sie dabei. Dies ist besonders häufig bei Medikamenten anzutreffen, die „stille“ Indikationen wie Herzerkrankungen und Bluthochdruck behandeln. Obwohl die Folgen der Absetzung der Medikamente möglicherweise nicht sofort spürbar ist, kann dies zu ernsthaften langfristigen Schäden führen.

Kosten sind eine weitere wichtige Abschreckung. Wenn die Zuzahlung für ein Medikament bspw. 50 € oder mehr erreicht, sinkt die Einhaltung deutlich. Oder wenn ein Medikament sehr teuer ist, wie die zur Behandlung rheumatoider Arthritis verwendeten Biologika, die 4.000 € pro Monat kosten, nehmen die Patienten sie weniger oder nehmen weniger als die verschriebene Dosis, was sie weniger effektiv macht.

Es gibt so viele Gründe, warum Patienten ihre Medikamente nicht wie verschrieben einnehmen – das Rezept kann zu kompliziert sein, sie werden verwirrt, sie haben keine Symptome, sie möchten mögliche Nebenwirkungen vermeiden, sie können die Medikamente nicht bezahlen, oder sie glauben, es sei ein Zeichen der Schwäche, Medikamente zu benötigen. Dennoch gibt es Hoffnung auf Besserung: Mehrere Medikamente für einen Zustand können in einer Pille kombiniert oder zusammen verpackt werden, oder die Dosierung kann vereinfacht werden. Ärzte und Apotheker können die digitale Technologie nutzen, um mit Patienten zu interagieren und regelmäßig die Wichtigkeit von Medikamenten zu betonen oder auch die Einnahmen nachverfolgen.

Es ist ein häufiges Problem, die Einnahme eines verschriebenen Medikaments zu vergessen. Patienten können verschiedene Geräte, einschließlich Smartphones, verwenden, um sich daran erinnern zu lassen, die nächste Dosis zu nehmen, oder ein Buddy-System verwenden, um die Einhaltung einer Routine zu gewährleisten.

* Bildquelle: stevepb / pixbay.com

Von Team apotheken-wissen.de

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2 Gedanken zu „Die Folgen, wenn man seine Medikamente nicht einnimmt“
  1. Meine Mutter ist chronisch krank und muss täglich Medikamente nehmen. Jedoch fürchte ich, dass sie diese nicht immer wie vorgeschrieben einnimmt. Ich hätte nicht gedacht, dass es durch ausbleibende Medikamenteneinnahme jährlich etwa 125.000 Tote gibt. Damit es meiner Mutter nicht genauso ergeht, werde ich nochmal eindringlich mit ihr sprechen.

  2. Heftig, dass etwa 50 Prozent der Medikamente für chronische Krankheiten nicht wie vorgeschrieben eingenommen werden. Dabei ist doch die richtige Einnahme von Medikamente eine der einfachsten Formen der Rückfallprävention. Ich hoffe, dass es langfristig möglich ist, dass mehrere Medikamente für einen Zustand in einer Pille kombiniert oder zusammen verpackt werden können.

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