Die Technik der Meditation gilt vielfach noch als Teilbereich der Esoterik. Doch die Hirnforschung sieht das inzwischen anders: Mithilfe von Hirn-Scans lässt sich abbilden, dass Meditation sogar bestimmte Hirnbereiche wachsen lässt, die für Mitgefühl und Selbstwahrnehmung zuständig sind. Stress abzubauen, Gelassenheit zu finden und zu innerer Ruhe zu kommen – diese Bedürfnisse sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. „Meditation“ ist dabei nur ein Oberbegriff für zahlreiche unterschiedliche Methoden zur Schulung des Geistes und des Körpers.
Was ist Meditation – und wie wirkt sie?
Die Meditation spielt in verschiedenen Religionen eine zentrale Rolle als spirituelle Übung – doch auch in der säkularen Welt ist die meditative Praxis als wirksames Entspannungsverfahren beliebt. Wesentliche Zielmotive sind dabei meist der Abbau von Stress, die Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit sowie die Stärkung der körperlichen Fitness. Neben der klassischen Sitzmeditation, die auch aus Film und Fernsehen bekannt ist, sind bewegte Verfahren wie Tai-Chi, Qigong und Yoga ebenso wirksam wie verbreitet.
Als besonderer Fokus der Meditation gilt der Atem: Eine ruhige, tiefe Atmung trägt effektiv dazu bei, einen Zustand innerer Ruhe und Entspannung herbeizuführen. Bei fast jeder Form der Meditation spielt außerdem das Einnehmen einer beobachtenden Distanz zu den eigenen Gedanken, Emotionen und Wahrnehmungen eine wichtige Rolle: Wer nicht von den eigenen Gedanken und Gefühlen beherrscht wird, dessen Innenwelt wird klarer und zugleich empfänglicher für die Innenwelt anderer. So entstehen eine verbesserte Selbstwahrnehmung und ein Plus an Empathie – beides kann zu einem erfolgreichen und glücklichen Leben beitragen. Mitgefühl und Empathie sind hier als grundlegendes Wohlwollen anderen gegenüber zu verstehen – auch außerhalb der Kreise von Freunden, Familie und Bekannten.
Die positiven Effekte der Meditation verschwinden allerdings wieder, wenn die Meditationspraxis nicht weitergeführt wird. Wer von der Meditation langfristig profitieren möchte, sollte sie also nach Möglichkeit zum festen Bestandteil des eigenen Alltags werden lassen. Selbst erfahrene und langjährige Meditierende berichten immer wieder von kleineren Rückschlägen und lästigen Störungen der Konzentration. Sanfte, entspannungsfördernde Mittel können an dieser Stelle unterstützend wirken – und Entspannung dann herstellen, wenn Frustration oder Stress kurzfristig überhandzunehmen drohen.
Meditation im MRT: Was sagt die Wissenschaft?
In der Hirnforschung wird die Meditation vor allem als „mentales Training“ verstanden, das zu verbesserter Selbstwahrnehmung und Selbstregulation führt. Dass es wirkt, können zahlreiche Meditierende berichten. Aber wie und wo genau wirkt es? Um das herauszufinden, wurden in den letzten Jahren insbesondere MRT-Scans von MBSR-Meditierenden (Mindfulness-Based Stress Reduction = „Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion“) angefertigt. Nach acht Wochen Praxis konnten die Probanden von einer spürbaren Stressreduktion berichten.
Wie geht es weiter mit der Forschung?
Die Neurowissenschaft sieht nun auch die Ausrichtung der Aufmerksamkeit im Mittelpunkt ihres Forschungsinteresses: Wie wirkt sich das Bemühen, die Aufmerksamkeit auf den eigenen Atem zu lenken, langfristig auf die Hirnstruktur aus? Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung liegt in der Emotionsregulation, also der Frage, wie der Umgang mit Ängsten, Schmerzen oder Depression durch die Einübung von Achtsamkeit günstig beeinflusst werden könnte.
Außerdem wird untersucht, inwiefern positive Emotionen wie Mitgefühl und Empathie mittels meditativer Schulung kultiviert und gefestigt werden können. Schließlich ermöglicht Mitgefühl ein Mehr an Kooperation und menschlichem Miteinander – Tendenzen, die gesamtgesellschaftlich positiv wirken können, unabhängig von Spiritualität oder Religion.
Verschiedene Meditationsformen im Kurzportrait
Stille Meditation
Eine der beliebtesten Meditationstechniken ist die Ruhemeditation. Ziel ist, einen Zustand absoluter Gedankenlosigkeit herbeizuführen, um unruhige Gedankenmuster aufzulösen. Die stille Meditation ist also für jeden Menschen geeignet, der nach größerer Gelassenheit im Alltag sucht.
Achtsamkeitsmeditation
Bei der Achtsamkeitsmeditation geht es darum, in die Beobachterposition zu wechseln. Es soll bewusst wahrgenommen werden, was im gegenwärtigen Moment im Körper und im Geist geschieht – und alles Wahrgenommene bedingungslos akzeptiert werden. So soll das wertfreie Gewahrsein im Hier und Jetzt trainiert werden. Darüber hinaus soll sich die Gewissheit herausbilden, mehr zu sein als nur Gedanken, Körper oder Gefühle. Das kann zu einer spürbaren Bewusstseinserweiterung führen.
Konzentrationsmeditation
Bei der Konzentrationsmeditation wird eine bestimmte Empfindung fixiert, zum Beispiel der spürbare Atem, ein Mantra oder ein fester Punkt im Raum. Die Konzentration unterbricht den alltäglichen Gedankenfluss und führt zu einer Beruhigung des Geistes. Vor allem Lernende – wie Schüler oder Studenten – und Sportler können von der Konzentrationsmeditation profitieren.
Bodyscan
Der Bodyscan ist eine zum MBSR gehörige tiefe Entspannungstechnik. Der Meditierende beginnt im Liegen mit der achtsamen Wahrnehmung aller Körpereindrücke – von den Zehenspitzen aufwärts über den gesamten Körper. So hilft der Bodyscan, eine tiefe Entspannung herbeizuführen und die Achtsamkeit für den eigenen Körper zu schulen.
Geführte Meditation
Während einer geführten Meditation leitet die Stimme einer Meditationsanleitung den Meditierenden an. So sollen bestimmte Meditationsziele erreicht werden – beispielsweise eine tiefe Trance, eine Stärkung des Selbstbewusstseins oder eine Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Da sich schnelle Effekte mit wenig Aufwand erreichen lassen, ist diese Meditationsart besonders für Anfänger geeignet. Meist wird sie dazu eingesetzt, tiefe Entspannungszustände auszulösen und Alltagsstress abzubauen.
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