
Inkontinenz kann jeden treffen. Auch, wenn es eine typische Erkrankung im Alter ist, sind immer mehr jüngere Menschen davon betroffen. Patienten leiden oft darunter: Scham und zu wenig Wissen über die Ursachen hintern daran, offen darüber zu sprechen.
Dieser Gesundheitsratgeber informiert über Hintergründe, Symptome, Ursachen, Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten einer Dranginkontinenz.
Was ist Dranginkontinenz?
Unter einer Dranginkontinenz wird allgemein eine Form der Harninkontinenz bezeichnet, bei der der Blasenschließmuskel intakt ist, der Blasenmuskel jedoch überempfindlich reagiert. Diese Überempfindlichkeit führt dazu, dass Betroffene bereits bei einer geringen Menge Urin in der Blase starken unwillkürlichen Harndrang verspüren und unkontrolliert Harn abgeht. Betroffene können diesen Harnabgang nicht willentlich beeinflussen.
Symptome
Tritt der Harndrang plötzlich und ohne Vorwarnung mehrmals stündlich auf, kann dies ein Hinweis auf eine vorliegende Dranginkontinenz sein. Betroffene müssen plötzlich und dringend auf die Toilette. Urin kann nicht mehr zurückgehalten werden und geht unwillkürlich ab.
Ursachen
Die Ursachen der Dranginkontinenz können sehr vielfältig sein. In erster Linie wird zwischen zwei Formen unterschieden, die jeweils andere Ursachen haben:
- Motorische Dranginkontinenz (auch: „überaktive Blase“)
Die motorische Dranginkontinenz wird durch eine Störung der Nervenimpulse ausgelöst. Diese sind gehemmt und leiten daher den Impuls für die Blasenleerung nicht richtig an das Gehirn weiter. Der Blasenmuskel ist überaktiv: Er zieht sich immer wieder unwillkürlich zusammen, was zu unkontrolliertem Harnabgang führt. Bei Betroffenen liegt meist eine neurologische Grunderkrankung wie Multiple Sklerose, Parkinson oder ein Schlaganfall vor.
- Sensorische Dranginkontinenz (auch: „überempfindliche Blase“)
Untersuchung
Liegt der Verdacht einer Dranginkontinenz vor, sollten sich Betroffene auf jeden Fall ärztlich untersuchen und die Ursachen der Inkontinenz feststellen lassen. Unabhängig davon, was die Ursache ist oder sein kann, ist eine ärztliche Untersuchung wichtig, um eventuell vorliegende schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen oder behandeln zu können.
Mögliche Untersuchungsmethoden:
- Ein Trink- und Miktionsprotokoll führen
Betroffene notieren über mindestens 48 Stunden in einer Tabelle:
-
- Trinkmenge
- Uhrzeit des Toilettenbesuchs
- Urinmenge
- Unwillkürlicher Urinverlust
- Harndrang (Uhrzeit)
Dieses Protokoll hilft dem Urologen bei der Ursachensuche und der Entscheidung für eine passende Therapie.
- Blasenspiegelung
Eine Blasenspiegelung ist notwendig, um festzustellen, ob Harnsteine, ein Tumor oder sonstige Veränderungen in der Blase vorhanden sind. Diese erfolgt mit Hilfe eines Endoskops. Neben krankhaften Veränderungen der Blase kann der Urologe auch den Zustand die Blasenmuskulatur und des Beckenbodens beurteilen.
- Vaginale Untersuchungen bei Frauen
Liegt eine Blasensenkung als Ursache der Dranginkontinenz vor, kann dies bei der vaginalen Untersuchung festgestellt werden.
- Prostatauntersuchung bei Männern
Insbesondere bei älteren Männern liegt die Ursache einer Dranginkontinenz häufig bei einer vergrößerten Prostata. Eine Vergrößerung lässt sich ertasten und wird in der Regel operativ behoben.
Therapie und Behandlung
Je nach Ursache kann eine medikamentöse Behandlung der Dranginkontinenz notwendig oder auf alternative Behandlungsmethoden zurückgegriffen werden.
-
Medikamentöse Behandlung
Eingesetzt werden meistens urologische Spasmolytika, die beruhigend auf die Blasenmuskulatur einwirken und das Fassungsvermögen der Blase erhöhen. Die eingesetzten Medikamente sind allgemein gut verträglich.
-
Alternative Behandlungsmethoden
Hier nachfolgend finden Sie unterschiedliche Ansätze und Möglichkeiten, eine Dranginkontinenz alternativ zu einer medikamtösen Behanflung zu therapieren:
-
- Trink- und Miktionsprotokoll
Das Miktionsprotokoll ist nicht nur für den Arzt aufschlussreich und eine Unterstützung bei der Ursachensuche. Betroffene können mit Hilfe des Protokolls ein Gefühl für die eigenen Trink- und Toilettengewohnheiten bekommen und die Blasenentleerung besser kontrollieren.
-
- Toilettentraining
Bei Toilettentraining lernen Betroffene, nach und nach wieder ein Gefühl für die Blase und deren Entleerung zu bekommen. Patienten werden dazu angehalten, zum Beispiel im 2-Stunden Takt zu trinken und nach weiteren 30 Minuten die Toilette aufzusuchen. Die Abstände zwischen Trinken und Toilettengang werden nach und nach vergrößert, um das Blasenvolumen langsam zu erhöhen. Der Patient bekommt die Kontrolle über seine Blase wieder zurück.
-
- Viel trinken
Ständiger Harndrang und unkontrollierter Harnabgang führt häufig dazu, dass Patienten weniger Trinken. Da konzentrierter Urin jedoch den Blasenmuskel reizt, kann dies die Symptome verschlechtern, anstatt zu verbessern. Viel zu trinken, mindestens 2 Liter pro Tag, ist sehr wichtig. Harntreibende Getränke, wie kohlensäurehaltiges Wasser und Kaffee, sollten allerdings vermieden werden.
-
- Beckenbodentraining
Wird in erster Linie bei Belastungsinkontinenz empfohlen, kann jedoch auch bei einer Dranginkontinenz helfen. Durch regelmäßiges Training des Beckenbodens entwickelt der Patient ein Gespür für den Beckenboden und kann in Folge dessen den Harnabgang besser kontrollieren.
-
- Homöopathie
Homöopathische Mittel können ebenfalls unterstützend eingesetzt werden. Für Symptome eines Harnwegsinfektes oder einer Reizblase wird Petrosilinum in den Potenzen D6 oder D12 empfohlen. (Potenz= Verdünnungsgrad). Die Globuli sind in gut sortierten Apotheken erhältlich. Es empfiehlt sich, vor der Einnahme eine Beratung in Anspruch zu nehmen, da gegebenenfalls noch andere homöopathische Mittel in Frage kommen können.
Fazit
Dranginkontinenz kann jeden Menschen treffen und gehört immer ärztlich abgeklärt. Das Tragen von Inkontinenzprodukten ist in den meisten Fällen damit unumgänglich. Der Arzt führt verschiedene Untersuchungen durch, um die Ursache für die Inkontinenz herauszufinden.
* Bildquelle: Brigitte Kreuzwirth / pixelio.de
Vielen Dank für den Beitrag zur Dranginkontinenz. Der Urologe hat bei meinem Opa vor kurzem eine überempfindliche Blase festgestellt. Gut zu wissen, dass es in solchen Fällen helfen kann, ein Toilettentraining zu absolvieren, in dem die Betroffenen ein besseres Gefühl für ihre Blase bekommen.
Vielen Dank für den Beitrag zu Dranginkontinenz. Mein Opa leidet an dieser Form der Inkontinenz und leider meint der Urologe, dass da nichts mehr machbar wäre. Gut zu wissen, dass es in dem Bereich alternative Behandlungsmethoden gibt, wie zum Beispiel das Beckenbodentraining.