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Alien-Hand-Syndrom: wenn die Hand nicht mehr gehorchen will *

Es klingt wie die Darstellung in einem Stephen King Roman: Die eigene Hand macht was sie will, scheint ein Eigenleben zu entwickeln und versucht in manchen Fällen sogar, den Betroffenen zu erwürgen. Doch dieses Horrorszenario stammt keineswegs aus der Feder eines Schriftstellers sondern entspricht dem Alltag von einigen wenigen Patienten, die unter dem sogenannten Alien–Hand–Syndrom leiden. Dieses Krankheitsbild gehört zu den seltenen neurologischen Störungen und es sind weltweit gerade einmal 50 Fälle bestätigt. Die Störung wurde erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieben. Bei den dokumentierten Krankheitsfällen wurde berichtet, dass die Patienten die eigene Hand sogar als Fremdkörper empfinden, der nicht zum eigenen Körper gehört. Die Betroffenen haben keinerlei Kontrolle über eine der Hände, sie greift ungewollt nach naheliegenden oder auch nicht existierenden Gegenständen, hindern sie daran, etwas essen oder greifen im schlimmsten Szenario sogar nach dessen Kehle und drücken zu, was zu lebensbedrohlichen Umständen führen kann.

Alien–Hand–Syndrom: Ursachen, Symptome und Diagnose

Bei dieser Anomalie handelt es sich um eine Schädigung des Gehirns, von der entweder der Frontallappen oder der Corpus Callosum betroffen ist, der die beiden Hirnhälften verbindet. In einigen Krankheitsverläufen ist beides der Fall. Die Schädigung kann beispielsweise durch einen Schlaganfall, einen Tumor oder auch eine bakterielle Infektion verursacht werden. Von der Art der Ursache hängt auch der jeweilige Krankheitsverlauf ab. Jede Gehirnhälfte ist für die Steuerung der jeweils anderen Körperhälfte verantwortlich. Ist der Corpus Callosum durchtrennt oder verletzt wird nicht nur die Kommunikation zwischen den beiden Gehirnhälften gestört, sondern auch die Verbindung der Steuerung komplexer feinmotorischer und logischer Bewegungsabläufe mit der linken Hand. Folglich unterliegt diese Hand fortan nicht mehr der Kontrolle des Patienten und führt daher unvorhersehbare und für Betroffene und Beobachter nicht logische Bewegungen aus. Sind sowohl Frontallappen, als auch Corpus Callosum betroffen äußert sich dies häufig in dem Phänomen, dass die linke Hand zu den Zeiten aktiv ist, wenn die andere Hand Bewegungen ausführt. Ist die nicht betroffene Hand dagegen untätig hält meist auch die andere Hand still. Betrifft die Schädigung ausschließlich den Frontallappen zeigt sich die Störung meist bei der jeweils dominanten Hand. In diesen Fällen ist es möglich, dass die betroffene Hand unvermittelt nach Gegenständen greift, die sich im Blickfeld der Patienten befinden. In anderen, gefährlicheren Situationen, kann es hierbei zu den gefährlichen Vorfällen kommen, in denen die jeweilige Hand ebenfalls nach dem eigenen Hals greift und den Betroffenen würgt. Die Diagnose des Alien-Hand-Syndroms erfolgt durch eine reine Beobachtung der symptomatischen Bewegungen, dieses sehr typische Krankheitsbild bereits eindeutigen Aufschluss über die Erkrankung gibt.

Behandlungsmöglichkeiten und Prognose des Alien–Hand–Syndroms

Einen konkreten Therapieansatz gibt es nicht, die gute Nachricht ist jedoch, dass sich die Symptome bei vielen Patienten mit der Zeit abschwächen. Die erste Reaktion der Patienten liegt häufig darin, den aktiven Arm mit dem anderen festzuhalten, um so die ungewollten Bewegungen zu verhindern. Das Hauptaugenmerk bei Behandlungen liegt vor allem darin, die Lebensqualität zu erhöhen und den Patienten beizubringen, mit der Störung umzugehen. Zusätzlich ist es noch möglich, die Symptome zu bekämpfen, indem man die Ursachen wie Schlaganfall oder Infektion behandelt oder einen Tumor entfernt.

Zur provisorischen Behandlung des Alien-Hand-Syndroms zählen unter anderem das Fixieren der Hand, damit für den Patienten etwas Ruhe einkehrt oder die ständige Beschäftigung der betroffenen Hand, um ungewollte Bewegungen zu vermeiden, da diese meist in Ruhephasen aufkommen, in denen die Hand nicht benutzt wird. Eine weitere Technik besteht darin, die Hand für ungewollte Taten zu „bestrafen“, was ebenfalls darauf abzielen soll, geschädigte Gehirnregionen neu zu stimulieren und dadurch für eine Besserung zu sorgen.

Gibt es Möglichkeiten der Vorsorge?

So simpel und albern es klingen mag: die beste Vorsorge ist es, auf sich zu achten, Kopfverletzungen zu vermeiden und Warnzeichen, zum Beispiel für Schlaganfall, rechtzeitig zu erkennen und zu handeln. Das Alien–Hand–Syndrom ist nur eine von vielen, oft sehr schlimmen Auswirkungen, die eine Kopfverletzung haben kann. Auch eine Infektion sollte möglichst früh erkannt und behandelt werden. Wir haben nur den einen Körper, daher sollte man generell pfleglich mit ihm umgehen und auch einmal den Gang zum Arzt antreten, wenn man eigentlich keine Zeit hat, um krank zu sein.

* Bildquelle: FeeLoona – pixabay.com

Von Team apotheken-wissen.de

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