Einstiegsdroge Schnüffeln - apotheken-wissen.de
Schnüffeln als Einstiegsdroge zu Schlimmerem? *

Jugendliche sind gerade dabei, ihren Weg im Leben zu finden und daher besonders beeinflussbar von allem, was um sie herum passiert. Besondere Einflüsse gehen hierbei von den Medien und anderen Jugendlichen aus. Nicht immer werden sie von Berichten über tödliche Ausgänge, beispielsweise bei Drogen, abgeschreckt, manche wecken erst recht die Neugier und sind unter Umständen Auslöser für die Probleme. Oft handelt es sich auch um eine Mutprobe. Ein großes Risiko besteht darin, dass es sich beim Schnüffeln um Substanzen handelt, die für wenig Geld in Drogerien, Baumärkten und Supermärkten frei erhältlich sind, wie Deodorant, Klebstoff, Haarspray, Feuerzeuggas, Eisspray, Farben, Lacke oder ähnliches. Die Konsumenten atmen die Substanzen aus Plastiktüten, Handtüchern, Taschentüchern oder Ballons ein. Die Wirkung ist nach wenigen Sekunden spürbar und dauert, je nach Intensität des Inhalierens, 2 bis 30 Minuten.

Welche Auswirkungen und gesundheitliche Folgen hat das Schnüffeln?

Die Wirkung der chemischen Substanzen ist mit der von Äther vergleichbar. Zu Beginn nehmen das Schmerzempfinden und die Wirklichkeitswahrnehmung ab. Es kommt zu Verschmelzungen von Traum und Wirklichkeit, was zu Angstzuständen und Allmachtsgefühlen führen kann. Die Betroffenen verlieren ihre Hemmungen und fühlen sich leicht und sorglos. Im weiteren Verlauf verliert der Konsument den Blick für sein Umfeld, sein Körpergefühl und ist schließlich nicht mehr ansprechbar. Schließlich kann es zu Bewusstlosigkeit, Erbrechen, Nasenbluten, Husten und letztendlich zum Atemstillstand kommen. Besonders groß ist die Erstickungsgefahr bei über den Kopf gezogenen Tüten. Schwere Langzeitschäden wie Leber- und Nierenschäden sowie Gedächtnisausfälle, Lähmungen und Persönlichkeitsveränderungen sind häufige Begleiterscheinungen des Schnüffelns.

Verglichen mit anderen Drogen haben Schnüffelstoffe die höchste Rate an Todesfällen und Organschädigungen bei Erstkonsumenten zur Folge. Dies geschieht häufig in Form von Herzrhythmusstörungen oder Ausfall des Atemzentrums. Im März 2015 starb in Kiel eine 13jährige an den Folgen des Schnüffelns von Deodorant. Ebenfalls passieren durch Bewusstseinstrübungen und Überschätzungen ebenfalls immer wieder Unfälle durch Gasexplosionen und Brände, da die hochexplosiven Stoffe unsachgemäß behandelt werden.

Was viele nicht wissen: Die Auswirkungen des Schnüffelns tauchen nicht in den Suchtstatistiken auf, da diese Unfälle nicht in den Beratungsstellen landen, sondern vielmehr in den Krankenhäusern oder Unfallkliniken. Eine Überwachung der Todesfälle in Deutschland gibt es hierbei nicht, da diese nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen.

Welche Möglichkeiten der Prävention gibt es?

Wie in vielen Lebenssituationen ist es auch hier immens wichtig, miteinander zu sprechen und den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen zu halten. Nur so hat man eine Chance, Veränderungen in Wesen und Umfeld überhaupt wahrzunehmen und Warnzeichen zu erkennen. Häufig sind es Heranwachsende, die sich alleingelassen oder ausgegrenzt fühlen, die sich in den Rausch flüchten. Erhöhte Vorsicht ist beispielsweise geboten, wenn sich Jugendliche zurück ziehen, ihr Umfeld vernachlässigen, die Leistungsfähigkeit nachlässt, sie vermehrt über Kopfschmerzen oder Müdigkeit klagen oder sie einen vermehrten Verbrauch von Klebstoff oder Deodorant feststellen. In diesen Fällen macht es Sinn, sich frühzeitig bei Beratungsstellen oder in Suchtkliniken beraten lassen. Gespräche mit Betroffenen sollte man erst nach einem eventuellen Rausch führen, da diese während dessen nicht aufnahmefähig sind und den Inhalt hinterher meist vergessen haben.

Welche Arten des Schnüffelns und der Schnüffler gibt es?

Man unterscheidet hier drei Gruppen von Konsumenten, den sogenannten Schnüfflern, mit unterschiedlichen Beweggründen und abweichendem Umfeld.

Die Experimentierenden sind meist zwischen 10 und 14 Jahren alt und probieren neben anderen Erfahrungen auch das Schnüffeln aus. Meist bleibt es hier bei ersten Versuchen, da andere Sachen interessanter werden.

Bei Schnüfflern in Gruppen dient es dem Zusammenhalt und wird dort zum gemeinschaftlichen Ritual.

Bei chronischen Einzelschnüfflern sind häufig familiäre und soziale Probleme der Auslöser. Die Konsumenten flüchten sich in einen Rausch, um zu vergessen und den Sorgen zu entfliehen. Hier kann es gelegentlich auch zum Umstieg auf Alkohol und/oder andere Drogen kommen.

Generell birgt es bei jedem Konsum von Schnüffelstoffen große Gefahren, dass die Jugendlichen keine chemischen Vorkenntnisse besitzen und so eine kontrollierte Dosierung unmöglich ist, so dass jederzeit die Gefahr einer Überdosierung besteht.

Was ist im Notfall im Rahmen einer Akutversorgung zu tun?

Normalerweise hat das Schnüffeln einen Rausch von kurzer Dauer zur Folge. In Fällen, in denen Komplikationen auftreten, muss jedoch sofort eine akute Erstversorgung erfolgen. Wichtig ist hier vor allem, Ruhe zu bewahren, da sich Stress und Aufregung in einer Akutphase zusätzlich lebensbedrohlich auswirken können. Des Weiteren ist dringend für frische Luft zu sorgen, wenn möglich eine Herzlungenmassage durchzuführen und bei der Person zu bleiben, bis der Rettungswagen eintrifft. Eventuell vorhandene Spraydosen und andere Behälter sind sicherzustellen.

Wie in vielen Situationen gilt: Vorsorge und vor allem Aufklärung sind wichtiger als Nachsorge. Neben Lehrern und Erziehern sollten sich vor allem Eltern die Zeit nehmen, ausführlich mit dem Heranwachsenden über das Thema zu sprechen.

* Bildquelle: © Photographee.eu / fotolia.com

Von Team apotheken-wissen.de

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