Das Münchhausen-Syndrom ist eine artifizielle Störung, bei der sich Menschen absichtlich körperliche oder psychische Beschwerden zufügen oder diese simulieren. Hintergrund sind meist traumatische Erfahrungen in der Kindheit oder fehlende Zuwendung. Familie und Angehörige sind voller Sorge wegen einer vermeintlich schweren Krankheit und nach Bekanntwerden des Münchhausen-Syndroms wechseln Sorge und Anteilnahme meist in Wut, Unverständnis und Ratlosigkeit, weil die psychischen Ursachen des Münchhausen-Syndroms meist nicht bekannt sind. Im Vordergrund steht nur die manipulative Vorgehensweise der „Erkrankten“, die Angehörigen fühlen sich oft getäuscht und ausgenutzt. Wie kommt es also zu dem Münchhausen-Syndrom und wie erkennt man es?
Ursachen und Krankheitsbild des Münchhausen-Syndrom
Patienten mit Münchhausen-Syndrom leiden häufig stark unter traumatischen Erfahrungen und schlimmen Erlebnissen in der Kindheit, sodass häufig Opfer sexuellem Missbrauchs und körperlicher Gewalt oder vernachlässtigte Menschen das Münchhausen-Syndrom aufweisen. Fehlende Beachtung oder Zuwendung und ein mangelndes Selbstwertgefühl, welche durch solche Erlebnisse entstehen, sind der häufigste Grund für das Auftreten des Münchhausen-Syndroms. Grundsätzlich gilt ja eigentlich: niemand ist gerne krank und niemand verbringt gerne Zeit in Arztpraxen und Krankenhäusern.
Bei Menschen mit Münchhausen-Syndrom ist jedoch das Gegenteil der Fall, um mangelnde Aufmerksamkeit oder Zuwendung zu kompensieren. Es geht nicht etwa darum, Vorteile wie Krankschreibungen für den Job oder finanzielle Vorteile zu erhalten, sondern lediglich um die Tatsache, dass sie die durch zahlreiche Untersuchungen und Krankenhausaufenthalte Zuwendung erhalten. Häufig tritt das Münchhausen-Syndrom auch bei älteren Menschen auf, die wenige soziale Kontakte oder kaum Familie haben. Allein ein Arzt, der zuhört und sich mit ihnen befasst, Pflegepersonal welches sich kümmert, „hilft“ den Betroffenen bereits, was sich bis zu solch schlimmen erfundenen Symptomatiken steigert, dass mehrere Krankenhausaufenthalte stattfinden.
In einigen Fällen erfinden die Patienten nicht nur Beschwerden, sie fügen sich selbst Verletzungen oder Schmerzen zu oder glauben mitunter selbst fest an die simulierte Krankheit. Das führt soweit, dass sogar ganze Krankenhistorien ausgedacht und lange Listen von Beschwerden und Symptomen verfasst werden, die gar nicht vorhanden sind. Oder aber dass Betroffene Medikamente einnehmen, um Symptome hervorzurufen (bspw. höhere Mengen an Aspirin zu Blutverdünnung), dass sie das Fieberthermometer erhitzen oder dass sie sich selbst Verbrennungen, Schnittverletzungen oder sogar Knochenbrüche zufügen.
Diagnose des Münchhausen-Syndroms
Die Diagnose des Münchhausen-Syndroms ist sehr schwierig. Bis es festgestellt ist, kann einige Zeit verstreichen – ebenso zahlreiche Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte.
Münchhausen-Syndrom behandeln
Auch wenn man sicher sein kann, dass alle Krankheiten nur erfunden sind: das Münchhausen-Syndrom stellt in jedem Fall eine psychische Erkrankung dar. Wird es vom Arzt erkannt, ist die Therapie meist noch ein weiterer schwieriger Aspekt. Zunächst sollte den Betroffenen die Problematik behutsam deutlich gemacht werden.
Verständnis und keinesfalls Agression sind hier oberstes Gebot. Schlägt den Betroffenen Wut entgegen und fällt zudem ihr Kartenhaus in sich zusammen, kann sich die Symptomatik des Münchhausen-Syndroms verstärken. Oft lässt sich nicht mehr zwischen wirklichen Erkrankungen und erfundenen Beschwerden unterscheiden. Eine Psychotherapie ist empfehlenswert, verschiedene Entspannungsmethoden und Verhaltenstherapien haben sich ebenfalls bewährt. Eventuell wird die Therapie durch Psychopharmaka ergänzt.
* Bildquelle: Andrea Damm / pixelio.de