378.607 Ärztinnen und Ärzte waren 2016 als Humanmediziner in Deutschland tätig. Nur etwa 60.000 von ihnen waren Hausärzte und ihre Zahl nimmt weiter ab. Bereits seit den 90er Jahren bemühen sich Bundesärztekammer, Krankenkassen und wechselnde Regierungen, das Berufsbild des selbstständigen Allgemeinmediziners oder niedergelassene Gemeinschaftspraxen zu stärken. Doch der Trend zum spezialisierten Facharzt in modernen Stadtkliniken nimmt weiter zu.
Nicht jede Krankheit erfordert einen Spezialisten
Dabei ist es durchaus nicht so, dass die heutigen Krankheitsbilder sofort einen Spezialisten erforderten. Auch Hausärzte verfügen über modernste Technik, bilden sich wie ihre Kollegen in den Kliniken ständig weiter, auch wenn sie natürlich nicht jede Operation durchführen können. Die Abnahme der Hausärzte korreliert auch bei Medizinern mit dem Trend zur Landflucht. In der Fläche nimmt die ärztliche Grundversorgung ab, während größere Praxen und Kliniken in Großstädten für Ärztinnen und Ärzte an Attraktivität gewinnen. Dieses Phänomen hat nicht nur Karrieregründe, vielfach wird das städtische Umfeld auch aus privaten Gründen gesucht.
Hausärzte kennen ihre Patienten meist besser und umfassender
Dennoch bleibt der Hausarzt, ob auf dem Lande oder in der Stadt, als erste Adresse für erkrankte Menschen unvermindert wichtig. Denn der Allgemeinmediziner berät und behandelt nicht nur einfache Fälle, bei komplexeren Erkrankungen dient er auch als Lotse für weitere Behandlungsschritte bei Fachärzten und Therapeuten.
Moderne Hausärzte praktizieren oft gemeinsam
Ein moderner Kompromiss ist beispielsweise eine Gemeinschaftspraxis. Sie verstehen sich als traditionelle Hausärzte, gleichzeitig hat die moderne Praxis auch bestimmte Schwerpunkte, zum Beispiel in der Reise- und Tropenmedizin. So verbinden sie die Allgemeinmedizin in München mit einer Spezialisierung, die sie von anderen Praxen abhebt.
Arbeitszeiten sind für Hausärzte oft belastend
Ein Hausarzt widmet sich seinen Patienten umfassender, als es die meisten Spezialisten können. Und auch das ist ein Grund, weshalb dieser traditionsreiche Beruf besonders auf dem Lande für manche Mediziner nicht mit einem Klinikarzt konkurrieren kann. Denn ein Hausarzt ist trotz fester Sprechzeiten fast immer im Dienst, während Mediziner in großen Praxen einfach mal frei haben. Immer mehr angestellte Ärzte entscheiden sich sogar für Teilzeitstellen, was für einen Landarzt praktisch meist nicht möglich ist.
Attraktivität des Jobs entscheidet, wo Ärzte praktizieren
Etwa 10.000 ausgebildete Humanmediziner verlassen jährlich die deutschen Hochschulen. Mit 2016 1.943 offenen Ärztestellen herrscht hierzulande statistisch fast medizinische Vollbeschäftigung. Tatsächlich fehlen aber Allgemeinmediziner besonders in der Fläche, etwa 11 % der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland kommen aus dem Ausland. Gut 2.000 deutsche Ärztinnen und Arzte zieht es jedes Jahr ins Ausland, während fast 47.000 Mediziner mit fremdem Pass dafür sorgen, dass die medizinische Versorgung in Deutschland ihr Niveau hält. Die Stärkung der Hausärzte bleibt dabei eine dauerhafte Herausforderung. Attraktive Arbeitsplatzmodelle können dafür sorgen, dass sich von den Medizin-Absolventinnen und Ärzten wieder mehr für den wichtigen und erfüllenden Beruf des Hausarztes entscheiden.
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5 Kommentare zu “Warum der Hausarzt wichtig ist und bleibt”