Johanniskraut - apotheken-wissen.de
Nicht von ungefähr wurde das Johanniskraut (Hypericum perforatum) die Arzeimittelpflanze 2015 *

Wer kennt sie nicht, die Johanniskrautpflanze? Ca. 90 cm hoch, gelbe Blüte, Blütezeit von Juni bis August. Jedoch steckt in dieser Pflanze wesentlich mehr als nur schönes Aussehen. Durch den beim Zerreiben der gelben Blätter austretenden blutroten Saft wird die Johanniskrautpflanze auch Johannisblut, Jesuswundenkraut oder Herrgottsblut genannt. Der deutsche Name Johanniskraut erinnert an den Johannistag, den Geburtstag Johannes des Täufers. An diesem 24. Juni zeigt sich das Kraut in seiner schönsten Blüte. Schon im klassischen Altertum wurde man auf die wundheilende Johanniskraut Wirkung aufmerksam und die Palette von Anwendungsgebieten wird bis heute gegen verschiedenste Beschwerden genutzt. Im Mittelalter wurde die Johanniskrautpflanze als Teufelsaustreiber oder Hexenkraut bezeichnet, da alle Arten von seelischen oder psychischen Störungen als Teufelswerk bzw. Hexerei galten. 1979 reihte sie sich endgültig im Deutschen Arzneimittelkodex in die Liste gängiger alter Arzneimittel ein und wurde 2015 sogar zur Arzneimittelpflanze des Jahres gekürt.

Anwendung und Dosierung von Johanniskraut

In Europa und Westasien vorkommend blüht sie auf Feldern sowie an Wegesrändern und wird mittlerweile sowohl von Heilpraktikern, als auch von verschiedenen Ärzten angewendet. Jedoch ist bei der Anwendung die Dosierung von größter Bedeutung. Besonders häufig wird die Verwendung von Johanniskraut bei leichten bis mittelschweren Depressionen angeraten, hierbei ist eine tägliche Dosis von 850mg Johanniskrautextrakt empfohlen. Wichtig ist es, genau auf die Dosierungsanleitung auf der Verpackung zu achten, da die herkömmlichen Produkte aus der Drogerie keine Extrakte enthalten und daher wesentlich niedriger dosiert sind. Es braucht allerdings diese bestimmte Dosierung, um überhaupt eine spürbare Wirkung zu erzielen. Um 850 mg Extrakt zu erhalten werden 4250 mg Johanniskraut benötigt. Da es bei Depressionen häufig zu einem Ungleichgewicht des Stoffwechsels im Gehirn kommt, kann dieses durch die Johanniskraut Wirkung durchaus positiv beeinflusst werden. Ebenfalls wird die Johanniskraut Wirkung häufig zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden genutzt.

Wichtig: Eine positive Wirkung bei schweren oder chronischen Depressionen ist nicht belegt, hier ist unbedingt ausschließlich der Arzt zu konsultieren.

Bei Schädigung von Haut, Muskeln, Blutgefäßen und Knochen wird dagegen das Öl der Johanniskrautpflanze eingesetzt. Der durch das Zerreiben entstehende rote Saft wird Hypericin genannt und enthält die bekannte therapeutische bzw. antidepressive Johanniskraut Wirkung. Einer der Hauptinhaltsstoffe des echten Johanniskrautes ist außerdem Hyperforin. Dieser wird aus Früchten und Stempeln gewonnen und wirkt antibiotisch.

Einer eigentlichen Nebenwirkung entspringt eine positive Auswirkung, da besonders hellhäutige Menschen eine verstärkte Empfindlichkeit gegenüber dem Sonnenlicht entwickeln können. Weil Depressionen häufig aus Lichtmangel in den Wintermonaten und damit durch die Störung der Melatoninproduktion entstehen, wird diese Störung durch das Sonnenlicht kompensiert, auf das die Betroffenen besonders intensiv reagieren.

Durch enthaltene Gerbstoffe wird zusätzlich die Wundheilung begünstigt, da diese eine wachstumshemmende Wirkung für Bakterien aufweisen.

Weitere Johanniskraut Einsatzgebiete

Die heilende Wirkung des Johanniskrautes wird zusätzlich bei psychischen Beschwerden wie Angstzuständen und Unruhen während der Wechseljahre oder nach einer Entbindung (Wochenbett) genutzt. Auch körperliche Auswirkungen wie Reizdarm, Kopfschmerzen oder Reizblase werden mit Johanniskraut behandelt.

Ebenso wird die Johanniskraut Wirkung bei Menstruationsbeschwerden, Husten, Gallenbeschwerden oder Wurmbefall im Darm genutzt. Bei Sonnenbränden oder kleineren Wunden kann das Johanniskrautöl unterstützend eingesetzt werden. Nervenschmerzen sowie Prellungen oder Verstauchungen können ebenfalls durch den Einsatz von Johanniskrautöl gelindert werden.

Welche Nebenwirkungen sind bekannt?

Bei allen positiven Wirkungen der Johanniskrautpflanze sollte jedoch keinesfalls auf den Gang zum Arzt verzichtet werden, da eine reine Eigenbehandlung auch schädliche bis lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben kann. Dies gilt vor allem für Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, da die gleichzeitige Einnahme von Johanniskraut die Wirkung von anderen Antidepressiva oder Narkosemitteln verstärkt. Die Wirkung von lebenswichtigen Medikamenten HIV- oder Krebspatienten, Herztabletten oder auch, ganz profan, der Antibabypille kann dagegen deutlich abgeschwächt werden. Grund hierfür ist möglicherweise die durch Johanniskraut erhöhte Wirkung eines Leberenzyms, das für den Abbau diverser Medikamente im Körper verantwortlich ist.

Welche Darreichungsformen gibt es?

Aufgrund der erheblichen Nebenwirkungen ist unbedingt davon abzuraten, Johanniskrautpräparate selber herzustellen. Es wird statt dessen empfohlen, die genau dosierten Präparate aus Handel oder Apotheke zu verwenden. Die exakte Dosierung ist dem beiliegenden Beipackzettel zu entnehmen. Erhältlich ist die Johanniskrautpflanze als Extrakt, Saft, Tee, in Kapsel-, Tropfen- oder Tablettenform oder auch als Johanniskrautöl (Rotöl). Für die Herstellung werden die getrockneten blühenden Zweigspitzen sowie Blätter und Stengel verwendet.

Generell gilt: Nicht immer braucht es den Einsatz von Medikamenten. Bei einem einfachen Winterblues empfiehlt es sich auch, einfach mal an die frische Luft zu gehen, Sonne zu tanken, Spaziergänge zu machen, Sport zu treiben oder sich auch einfach mit Massage oder einem schönen Essen etwas Gutes zu tun. Sollten es doch schwerere Depressionen oder Beschwerden sein, ist grundsätzlich ein Arzt aufzusuchen.

* Bildquelle: fotomania61 / fotolia.com

Von Team apotheken-wissen.de

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