Blutdruckmessung für die Gesundheitsstudie DEGS - apotheken-wissen.de / Robert-Koch-Institut
Blutdruckmessung für die Gesundheitsstudie DEGS *

Positive Signale, aber auch deutliche Warnzeichen: zu diesem generellen Schluss kommt eine großangelegte Gesundheitsstudie des Robert Koch-Instituts, veröffentlicht Ende Mai 2013. Die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ („DEGS“) ist insofern auch interessant, da sie erstmals wieder seit 1998 zu einer bundesweiten repräsentativen Beschreibung der gesundheitlichen Lage der in Deutschland lebenden Erwachsenen im Alter von 18-79 Jahren führt. Im Zeitraum 2008 – 2011 wurden dazu über 7.000 Personen befragt. apotheken-wissen.de berichtet hier in einer Zusammenfassung über die Ergebnisse und Trends.

Gesundheitsstudie in Deutschland: Grundlagen und Rahmen

Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) bietet ein umfassendes und repräsentatives Bild der gesundheitlichen Situation von Männern und Frauen zwischen 18 und 79 Jahren und gehört damit auch international zu den aussagekräftigsten Gesundheitsstudien. Über 7.000 Personen an 180 Orten bundesweit beteiligten sich daran zwischen 2008 und 2011. Die Studie umfasst neben Befragungen auch körperliche Untersuchungen, Tests und ein umfangreiches Laborprogramm. Schwerpunkte waren neben der körperlichen und psychischen Gesundheit und Lebensqualität auch das Gesundheitsverhalten der Erwachsenen in Deutschland. Durch Vergleiche mit dem Bundes-Gesundheitssurvey von 1998 (BGS98) lassen sich auch Trendaussagen zu gesundheitlichen Veränderungen in der Gesellschaft seit dem Ende der Neunzigerjahre treffen.

Die DEGS ist Teil eines langfristigen, vom Robert Koch-Institut systematisch aufgebauten Gesundheitsmonitorings, das Politik und Ärzteschaft in ihrem Handeln maßgeblich unterstützt.

Gesundheitsstudie: generell positive Signale in Deutschland

Die Mehrzahl der Deutschen fühlt sich gesund: Die eigene Einschätzung der Gesundheit hat sich insbesondere in den höheren Altersgruppen verbessert.

Durchweg zeigt sich ein Trend zu mehr sportlicher Aktivität. Etwa ein Drittel der Erwachsenen gibt an, stark auf ausreichende Bewegung zu achten, und ein Viertel treibt regelmäßig mindestens zwei Stunden pro Woche Sport (21,6% der Frauen, 29,3% der Männer). Die sportliche Aktivität hat in den letzten 10 Jahren stark zugenommen, im BGS98 berichteten deutlich weniger Befragte von sportlichen Aktivitäten in diesem Umfang. Dass die Empfehlungen der WHO zur gesundheitsförderlichen körperlichen Aktivität dennoch bislang nur von etwa 20% der Erwachsenen erfüllt werden, deutet auf ein aktuelles Handlungsfeld für Prävention und für gesundheitspolitische Maßnahmen hin.

Warnsignale aus der Gesundheitsstudie

Im Mittelpunkt der Studie standen die großen Volkskrankheiten. Hierzu wurden Befragungen und Untersuchungen durchgeführt. Ein umfangreiches Laborprogramm mit Messung von mehr als 120 Parametern in Blut und Urin ergänzte das Erhebungsprogramm. Hierzu einige Ergebnisse in ihrer Zusammenfassung:

Schlaganfall, Herzinfarkt

Als wichtige Erkrankungen aus dem Bereich der Herz-Kreislauf-Krankheiten wurde die Häufigkeit von Schlaganfällen und Herzinfarkten erfragt: In Deutschland haben etwa 2,5% der Frauen und 7% der Männer im Alter von 40 bis 79 Jahren einen Herzinfarkt überlebt. In dieser Altersgruppe haben 2,5 % der Frauen und 3,3% der Männer schon einmal einen Schlaganfall gehabt.

Diabetes

Der Gesundheitsstudie folgend wurde bei 7,2% der Bevölkerung im Alter von 18 bis 79 Jahren im Laufe des Lebens ein Diabetes diagnostiziert (Männer: 7,0%, Frauen: 7,4%). ABER: Ein weiterer, allerdings deutlich geringerer Anteil der Bevölkerung hat einen bislang noch nicht diagnostizierten Diabetes. Das zeigen die Messwerte aus den Laboruntersuchungen. UND: Beim Blick auf die Entwicklung innerhalb der letzten Dekade zeigt sich: Die Zahl der Erwachsenen mit einem diagnostizierten Diabetes ist um 38% angestiegen. Allerdings ist ein Drittel des Anstiegs auf die demografische Alterung der Bevölkerung zurückzuführen, kommt also dadurch zustande, dass ältere Menschen ein höheres Risiko für Diabetes haben und die Bevölkerung heute im Durchschnitt älter ist als noch vor zehn Jahren. Siehe auch: Diabetes mellitus Typ 2 – Diabetes Risiko, Folgen, Therapie und Wirkstoffe.

Cholesterinspiegel, Fettstoffwechselstörungen

Aus über 7.000 Blutproben ergab sich kein wirklich gutes Bild: In Deutschland haben 60,5 % der Frauen und 56,6 % der Männer einen erhöhten Cholesterinspiegel (über 190 mg/dl im Blut). Wenn zusätzlich zu einem aktuell erhöhten Cholesterinwert im Blut auch ärztlich diagnostizierte Fettstoffwechselstörungen berücksichtigt werden, weisen 65,7 % der Frauen und 64,5 % der Männer eine Fettstoffwechselstörung auf. Legt man diese Gesamtheit zugrunde, beträgt der Anteil der bislang unbekannten Fettstoffwechselstörungen mehr als die Hälfte der Fälle. Von denjenigen, die von ihrer Erkrankung wissen, ist auch nur ein knappes Drittel in medikamentöser Behandlung.

Übergewicht (Adipositas)

Im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielt starkes Übergewicht (Adipositas, BMI>=30) als Risikofaktor eine große Rolle. Personen mit Adipositas haben außerdem ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus Typ II und für bestimmte Krebsarten. Während sich die Verbreitung von Übergewicht in den letzten Jahren auf hohem Niveau eingependelt hat, nahm der Anteil Adipöser erheblich zu. Messwerte zu Körpergröße und Körpergewicht, die in den Untersuchungszentren erhoben wurden, zeigen, dass in Deutschland derzeit 53,0% der Frauen und 67,1% der Männer übergewichtig sind. Unter Adipositas leiden derzeit 23,9% der Frauen und 23,3% der Männer. Insbesondere junge Männer sind heute häufiger adipös als noch vor 10 Jahren, der Anteil beträgt bei 30- bis 39-Jährigen bereits 22,0%.

Depressionen

Das Thema psychische Gesundheit wurde ebenfalls umfassend berücksichtigt. Einige wichtige Befunde: Bei 8% der Erwachsenen in Deutschland besteht eine aktuelle depressive Symptomatik. Bei insgesamt etwa 6% wurde in den letzten 12 Monaten durch einen Arzt oder Psychotherapeuten eine Depression diagnostiziert. Im Altersgang sind insbesondere junge Erwachsene häufiger von aktuellen depressiven Symptomen betroffen; die Diagnose einer Depression bekommen zu haben, berichteten dagegen mehr Befragte im mittleren Lebensalter. Depressive Symptomatik und diagnostizierte Depression finden sich häufiger bei Frauen als bei Männern.

Körperliche und psychische Gewalterfahrungen

In der jetzigen Studie wurden erstmals körperliche und psychische Gewalterfahrungen in einem bundesweit repräsentativen Gesundheitssurvey erhoben. Über körperliche Gewaltopfererfahrungen in den letzten zwölf Monaten berichteten insgesamt knapp 5% der Teilnehmenden, Männer häufiger als Frauen. Hinsichtlich der Ausübung körperlicher Gewalt (insgesamt 3,7 %) gab es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede. Über psychische Gewaltopfererfahrungen berichtete etwa jeder Fünfte. Fast drei Viertel der Opfer von körperlicher Gewalt berichteten, dass sie dadurch in ihrem Befinden beeinträchtigt wurden, bei psychischer Gewalt fiel der Anteil etwas geringer aus.

Stress, Lärmbelastungen, Schlafstörungen, Burnout

Neben den Erkrankungen und Gesundheitsstörungen wurden auch viele weitere Themen aufgegriffen, die unsere Zeit und das Leben vieler Menschen in Deutschland mit bestimmen: Stress, Lärmbelastungen, Schlafstörungen und Burnout. Einige stichwortartige Ergebnisse dazu: Mehr als jeder Zehnte in Deutschland ist stark stressbelastet: Frauen geben mit 13,9 % noch deutlich häufiger als Männer (8,2 %) eine starke Belastung durch Stress an. Die Bedeutung von chronischem Stress als Gesundheitsrisiko zeigt sich in den Daten deutlich: Menschen mit einer starken Belastung durch chronischen Stress haben häufiger eine depressive Symptomatik, ein Burnout-Syndrom oder Schlafstörungen. Insgesamt hatte etwa ein Drittel der befragten Erwachsenen während der letzten vier Wochen klinisch relevante Ein- oder Durchschlafstörungen, etwa ein Fünftel berichtete zusätzlich über eine schlechte Schlafqualität. Bei 1,5 % der Teilnehmenden hat ein Arzt oder Psychotherapeut in den letzten 12 Monaten ein Burn-out-Syndrom festgestellt. Durch Umweltlärm fühlt sich in Deutschland ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung belästigt. An erster Stelle steht hier Straßenverkehrslärm, über ein Drittel der Befragten nannten diese Lärmquelle. Durch Nachbarschaftslärm fühlt sich ein gutes Viertel der Menschen gestört und jeder Fünfte berichtet über Fluglärm. Starkem oder extremem Straßenverkehr ausgesetzt ist ebenfalls jeder fünfte Erwachsene in Deutschland.

Alkohol und Nikotin

Bestehende Präventionspotenziale und den Bedarf an weiteren gesundheitspolitischen Maßnahmen zeigen die Studiendaten auch für den Alkohol- und Tabakkonsum. Gesundheitsschädigender Alkoholkonsum ist unter den Erwachsenen in Deutschland weit verbreitet. Dies betrifft in besonderem Maße die 18- bis 29-Jährigen, über die Hälfte der Männer und ein Drittel der Frauen in dieser Altersgruppe trinken riskant Alkohol. Das Risiko für Verletzungen ist insbesondere bei Männern mit Risikokonsum oder Rauschtrinken im Vergleich zu Personen ohne diese Trinkmuster erhöht. Durch verschiedene Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums, die in Deutschland in den letzten Jahren umgesetzt wurden, ist bei den Raucherquoten hingegen ein Rückgang erkennbar. Nach Daten aus der Studie rauchen derzeit 26,9 % der Frauen und 32,6% der Männer. Am stärksten verbreitet ist das Rauchen bei jungen Erwachsenen, außerdem bei Personen mit niedrigem Sozialstatus, die auch überproportional zu den starken Rauchern zählen. Weil Rauchen ein erhebliches Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung darstellt, unterstreichen die Ergebnisse der Studie auch in diesem Bereich weiteren Handlungsbedarf in Sachen Nikotin.

Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen

Die Daten ermöglichen auch Aussagen über die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und deren Veränderung seit den Neunzigerjahren. Sie zeigen damit unter anderem die Auswirkungen der Gesundheitsreformen und gesundheitspolitischen Maßnahmen in den letzten Jahren.

Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte

Die Analyse ergab, dass die Anzahl der kontaktierten Facharztgruppen, insbesondere bei älteren Personen, seit dem Bundes-Gesundheitsstudie 1998 zugenommen hat. Die Kontakthäufigkeit und auch die Krankenhausverweildauer sind allerdings im gleichen Zeitraum deutlich zurückgegangen. Frauen berichteten im Durchschnitt von 10,7 und Männer von 7,9 Arztkontakten pro Jahr; Ende der Neunzigerjahre waren für Frauen 12,7 und für Männer 9,1 Arztkontakte gemessen worden.

Krebsfrüherkennung

Regelmäßig gehen inzwischen 67,2% bzw. 40% der anspruchsberechtigten Frauen bzw. Männer zur den von der Gesetzlichen Krankenversicherung angebotenen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen.

Impfungen

Der Tetanus- und Diphtherie-Impfstatus Erwachsener ist besser als in den Neunzigerjahren. Allerdings haben noch immer 28,6% der Bevölkerung in den letzten zehn Jahren keine Tetanusimpfung und 42,9% keine Diphtherieimpfung erhalten und sind dementsprechend gegen diese Erkrankungen nicht ausreichend geschützt. Die jährlichen Impfraten gegen Influenza sind gestiegen, liegen jedoch bei den 60- bis 79-Jährigen mit ca. 65% immer noch deutlich unter der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Impfrate von 75%.

* Bildquelle: degs-studie.de

Von Team apotheken-wissen.de

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