Gesichtsfeldausfaelle: Hintergrund, Ursachen, Diagnose, Therapie - apotheken-wissen.de
Bei zerebralen Gesichtsfeldausfällen: ein Hirnleistungstraining als Therapie *

Unter den fünf Sinnen des Menschen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten) ist das Sehen der wichtigste Sinn. Denn das Sehvermögen ist die ausschlaggebende Basis für nahezu alle Dinge, die wir um uns herum erleben und die wir tun. Eine Beeinträchtigung des Sehvermögens, zum Beispiel nach einem Unfall, einer Verletzung, einer Hirnblutung oder einem Schlaganfall, ist demzufolge die größte Beeinträchtigung, die die Sinne des Menschen erfahren können. Dieser Beitrag informiert über Ursachen, Diagnose und Therapien von Gesichtsfeldausfällen, im Fachbegriff Anopsie genannt.

Definition Gesichtsfeldausfälle (Anopsie)

Wenn man die Augen nicht bewegt und gerade aus schaut, wird man feststellen, dass man im Zentrum des Bildes „scharf“ sieht und das Bild in Richtung seiner Ränder immer unschärfer wird. Dies ist aber normal, und man erkennt auch Dinge an den Rändern des Bildes, oder wie der Volksmund sagt: aus dem Augenwinkel. Als Gesichtsfeld bezeichnet man das gesamte Bild, das man sieht – egal, ob scharf im Zentrum oder unscharf am Rand. Ist dieses Bild gestört, soll heißen es fehlen ganze Bereiche oder es sind Punkte, durch die man das Dahinterliegende nicht erkennen kann, spricht man von einem Gesichtsfeldausfall. Dies bedeutet, dass irgendwo auf dem Weg von der Netzhaut über den Sehnerv bis hin zu den Sehzentren des Gehirns Störungen vorliegen.

Mögliche Ursachen für Gesichtsfeldausfälle und ihre Diagnose

Bei allen Ursachen liegen Verletzungen oder Störungen vor, die vom Auge bis zu den Sehzentren im Gehirn reichen können. Dazu zählen zum Beispiel: Schäden an der Netzhaut, altersbedingte Makuladegeneration (Beeinträchtigung des Sehens im Zentrum des Gesichtsfelds), grauer oder grüner Star, Verletzungen oder Blutungen an / in den Augen und am / im Kopf, Migräneanfälle, Gehirnaneurysmen, Schlaganfall oder Hirntumore.

Diagnostiziert werden Gesichtsfeldausfälle bei einem Augenarzt oder Neurologen. Die dazu klassische Untersuchungsmethode nennt man Perimetrie. In kurzen Worten beschrieben, denn es gibt mehrere Versionen und etliche Geräte für eine Perimetrie: der Patient fixiert mit einem oder beiden Augen einen bestimmten Punkt und meldet, ob und wenn ja wann er andere Dinge wie beispielsweise Lichtpunkte innerhalb seines Gesichtsfelds wahrnimmt. Das Untersuchungsergebnis zeigt dann im Vergleich zu Menschen ohne Gesichtsfeldausfall, ob und wenn ja wann und wo die Ausfälle vorhanden sind. Weiterführende Untersuchungen können dann Blutuntersuchungen, Röntgen, eine Computer- oder eine Kernspintomographie des Kopfes sein, ggf. mit Ergänzung eines Kontrastmittels (Angiographie).

Verschiedene Arten von Gesichtsfeldausfällen

  • Halbseitenausfall (Fachbegriff: Hemianopsien): Jeweils das halbe Gesichtsfeld (linke oder rechte Seite) auf beiden Augen ist ausgefallen.
  • Quadrantenausfall (Fachbegriff: Quadrantenanopsie): Jeweils ein Viertel des Gesichtsfelds ist auf beiden Augen ausgefallen.
  • Punkt- oder inselförmiger Ausfall (Fachbegriff Skotom): Hierbei ist die Sehkraft in einem bestimmten Bereich des Gesichtsfeldes deutlich gemindert oder ebenfalls ganz ausgefallen.
  • Konzentrischer Gesichtsfeldausfall: Sie beginnen im äußeren Bereich des Gesichtsfelds und breiten sich sukzessive in das Zentrum des Gesichtsfelds aus.
  • Verzerrungen (Fachbegriff: Metamorphopsien, auch Alice-im-Wunderland-Syndrom genannt): das Bild wird verzerrt wahrgenommen, zum Beispiel werden Dinge kleiner, größer, gestreckt, gestaucht oder weiter entfernt wahrgenommen, als sie tatsächlich sind. Es können auch verzerrte oder veränderte Farben sein.

Mögliche Therapien bei Gesichtsfeldausfällen

Für die Auswahl der geeigneten Therapie bei einem Gesichtsfeldausfall ist die Kenntnis der Ursache ausschlaggebend. Da viele Ursachen möglich sind ist die Therapiebandbreite ebenfalls groß: sie reicht von Medikamenten über Brillen / Kontaktlinsen bis hin zu neurologischen Operationen. Ebenso kann es Ursachen geben wie eine Makuladegeneration mit zunehmendem Alter, die nahezu nicht mehr therapierbar ist. Treten Gesichtsfeldausfälle plötzlich auf ist Eile und eine schnelle und umfassende Therapie angesagt. Denn:

Bei zerebralen Gesichtsfeldstörungen oder neurovisuelle Defekten (bspw. durch einen Schlaganfall, eine Hirnblutung oder als Folge eines Unfalls) ist bei den betroffenen Patienten das Sehzentrum im Gehirn geschädigt. Dadurch werden die Bilder, die über den Sehnerv das Sehzentrum erreichen, nicht mehr vollständig oder nicht korrekt zusammengesetzt. In diesen Fällen setzte bisher die klassische Kompensationstherapie an: der Patient lernt, durch schnellere Augenbewegungen die Ausfallbereiche soweit möglich zu kompensieren, aber eine Heilung dieser zerebralen Gesichtsfeldausfälle kann dadurch nicht erreicht werden. Mit einer Restitutionstherapie hingegen kann heutzutage das Gesichtsfeld auch von Patienten nach einem Schlaganfall, einer Hirnblutung oder einer Unfalfallverletzung am Kopf wieder deutlich verbessert werden. Diese Therapie für Patienten mit Gesichtsfeldausfall ist ein Hirnleistungstraining, das im Grenzbereich zwischen normalem Gesichtsfeldbereich und ausgefallenem Gesichtsfeldbereich ansetzt. Dabei wird davon ausgegangen, dass diese sogenannte Gesichtsfeldgrenze nur teilaktiv ist und durch eine gezielte Therapie in Form eines entsprechend konzipierten und durchgeführten Hirnleistungstrainings wiederhergestellt werden kann.

* Bildquelle: U. Herbert / pixelio.de

Von Team apotheken-wissen.de

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