Migräne Behandlung - apotheken-wissen.de
Eine neue Studie weist einen erfolgversprechenden Weg, der Migräne entgegenzuwirken *
Eine neue Therapieform gegen Neuroinflammation wird aus der Mikrobiomforschung gemeldet … Man könnte es einfacher wie folgt ausdrücken: mit Mikroorganismen, hier vornehmlich bestimmten Darmbakterien, sind neue und erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeiten gegen Entzündungen der Nerven und damit einer Migräne möglich. Univ. Prof. Dr. Andreas Straube, Präsident der deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, wird gemeinsam mit Mag. Anita Frauwallner, Forschungsleiterin am Institut Allergosan, auf dem Deutschen Schmerzkongress im November 2015 in Mannheim diesen neuen Therapieansatz bei Migräne vorstellen: die regelmäßige Einnahme von medizinisch relevanten probiotischen Darmbakterien. Aktuelle Studien zeigen, dass solche Bakterienstämme in der Lage sind, die Häufigkeit und Intensität von Migräneattacken sowie den Analgetika-Konsum senken – ohne unerwünschte Nebenwirkungen.

Hintergrund Migräne

Die Ursachen von Migräneattacken sind bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Unter anderem gehen Wissenschaftler davon aus, dass das Hirngewebe sowie die Hirnhäute der Betroffenen durch bestimmte Auslöser gereizt werden. Diese Reizung erhöht die Schmerzsensibilität, führt zu Entzündungen und verursacht durch die Ausschüttung von Botenstoffen Schmerzen. Migräne zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Europa sind rund 10% der Menschen betroffen – Frauen etwa dreimal häufiger als Männer. Siehe dazu auch unsere anderen Migräne-Gesundheitsratgeber auf unserer apotheken-wissen.de.

Migräneattacken – wenn der Schmerz den Alltag bestimmt

Die extrem starken Kopfschmerzen während einer Migräneattacke, die zwischen vier und 72 Stunden andauern kann, machen es den Betroffenen oft unmöglich, ihrem Beruf oder Alltagsaufgaben nachzukommen. Es werden große Mengen unterschiedlicher Medikamente zur Akuttherapie (z.B. NSAR, Triptane, Ergotamine) und zur Vorbeugung (z.B. Betablocker, Antikonvulsiva) eingesetzt, um den Alltag trotz der quälenden Schmerzen gerade noch meistern zu können. Jedoch kann die Einnahme dieser Medikamente starke Nebenwirkungen hervorrufen, u.a. arterielle Hypertonie, Krämpfe, Schwindel, Dauerkopfschmerz oder Sensibilitätsstörungen.

Was soll den neuen Ansatz der Migräne-Behandlung ausmachen?

Der neue Therapieansatz beruht auf der engen Verbindung zwischen Darm, Leber und Gehirn. Der Zusammenhang zwischen Migräne und Beschwerden des Magen-Darm-Trakts wurde dabei in zwei Richtungen nachgewiesen:

  • Migräne-Patienten leiden überdurchschnittlich oft an Funktionsstörungen des Magen-Darm-Trakts
  • Menschen mit gastrointestinalen Erkrankungen sind häufiger von Migräne betroffen als Personen in entsprechenden Kontrollgruppen

Dabei wichtig ist der Pfortader-Kreislauf, ein Nebenblutkreislauf in unserem Körper, der das Blut aus dem gesamten Magen-Darm-Trakt und der Milz eben über diese namensgebende Pfortader (Vena portae) zunächst der Leber und von dort der unteren Hohlvene (Vena cava inferior) zuführt. Durch diesen Pfortader-Kreislauf sind somit unser Magen-Darm-Trakt, die Leber und das Gehirn miteinander verbunden. Das Blut aus dem Darm, in welchem sich die Vitalstoffe aus der Nahrung sammeln, wird dabei über die Pfortader Richtung Leber geleitet, wo es entgiftet wird. Nach der Entgiftung wird das Blut unserem Herzen und über unsere Hauptschlagader schließlich unserem Gehirn zugeführt. Auf diesem Weg gelangen die im Darm aufgenommenen Nährstoffe in unser Gehirn.

Ein „Leaky Gut“ leitet Giftstoffe ungehindert weiter

Dazu muss man erst einmal wissen, was eine „Leaky Gut“ ist. Zu Deutsch: Leaky Gut ist ein undichter Darm bzw. eine gestörte Darmschleimhaut, die mit einer erhöhten Durchlässigkeit / einer beschädigten Barrierefunktion fettunlösliche Stoffe, mikrobielle Polypeptide und Polysaccharide, unvollständig gespaltene Nahrungsbestandteile, bakterielle Toxine und anorganische Giftstoffe, Schadstoffe, Schwermetalle) ungehindert in den Blutkreislauf gelangen lässt. Zudem ist das Immunsystem im Darm dadurch überlastet und damit in seiner eigentlichen Funktion schwer behindert.

Durch einen Leaky Gut gelangen auf dem Weg des Pfortader-Kreislaufs (siehe oben erklärt) also nicht nur Nährstoffe in unser Gehirn. Wenn unsere Darmflora  durch Stress, häufige Antibiotikagaben oder falsche Ernährung abstirbt und die schützende Epithelschicht der Darmschleimhaut angegriffen ist, wird ein Teil der mit der Nahrung aufgenommenen Giftstoffe nicht mehr über den Stuhl ausgeschieden. Der Darm wird im wahrsten Sinn des Wortes „löchrig“ – es kommt zu dem oben beschriebenen „Leaky Gut“. In der Folge dringen Giftstoffe ungehindert über unsere Darmwand in den Blutkreislauf ein. Wenn die Leber im zweiten Schritt diese nicht schnell genug abbauen kann, werden die Gifte bis in unserer Gehirn weitergeleitet und unser Hirngewebe empfindlich gereizt.

Prinzipiell kann sich unser Gehirn von diesen Giftstoffen befreien. Dafür sorgen spezielle Fresszellen – die sogenannten Mikroglia-Zellen – deren Reifung und Aktivierung vom Vorhandensein einer hoch diversen Mikroflora abhängig ist. Diese sondern kurzkettige Fettsäuren (v.a. Butyrat) ab, welche der Mikroglia (gehörend zum Verteidigungs- und Immunsystem des Gehirns) als Energielieferant zur Verfügung steht. So beeinflussen spezielle Darmbakterien die Reduktion von Gift- und Schadstoffen für die Leber, aber auch für das Gehirn.

Migräne-Therapie ohne unerwünschte Effekte?

Aufgrund der engen Verbindung von Gehirn, Leber und Darm sei es so möglich, auch bei der Migränebehandlung am Darm anzusetzen. Neueste wissenschaftliche Studien mit Migräne-Patienten sollen belegen, dass bereits durch die 8-wöchige Einnahme eines Synbiotikums wie zum Beispiel OMNi-BiOTiC® MIGRAene (ein diätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke / bilanzierte Diät) die Häufigkeit von Migräneattacken um mehr als 20% gesenkt werden kann. Ein Symbiotikum ist eine den Nahrungsmitteln zugesetzte Zubereitung, die als Kombination eines Probiotikums (lebensfähige Mikroorganismen) mit einem Präbiotikum (nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile) die Vorteile beider in sich vereinigen soll. Zudem konnte die Intensität der Migräneattacken deutlich reduziert und eine starke Verbesserung der Lebensqualität bestätigt werden. Auch die Einnahme von Analgetika (wie bspw. Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure) konnte deutlich gesenkt werden: Die Probanden nahmen am Ende der Studie knapp 30% weniger Analgetika als zum Studienbeginn ein.

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass sich solcher Synbiotika bereits nach 4-wöchiger Einnahme positiv auf seelische Verstimmungszustände auswirkt. Insbesondere aggressive und schwermütige Gedanken konnten deutlich reduziert werden.

* Bildquelle: Maridav / Fotolia.com

Von Team apotheken-wissen.de

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