Baunscheidtieren - apotheken-wissen.de
Die Idee für diese alternative Therapieform entstand nach einem Mückenstich*
Es handelt sich hierbei um eine alternative Behandlungsform, die 1848 durch den westfälischen Erfinder Carl Baunscheidt entwickelt wurde. Sie beruht auf der Erfahrung, dass der Schmerz einer rheuma- und gichtgeplagten Hand kurzfristig verschwand, nachdem Baunscheidt dort von einer Mücke gestochen wurde. Dies vertiefte die Theorie, dass Krankheiten dadurch geheilt werden könnten, dass negative Stoffe durch das kurzfristige Öffnen der Haut und das Zuführen des Insektengiftes aus dem Körper entweichen können.

Baunscheidtieren: was ist auf dem Bild zu sehen?

Carl Baunscheidt konstruierte ein Gerät, das den Stich der Mücke vielfach simulieren sollte, den sogenannten Lebenswecker. Es handelt sich hierbei um ein Nadelungsgerät mit einer etwa münzgroßen Scheibe, auf die ca. 25 bis 30 Stahlnadeln befestigt wurden. Diese werden entweder durch eine Feder oder auch per Hand ca. 1 bis 2 Millimeter in die Haut gestochen . Im Anschluss wird ein extra für diese Prozedur entwickeltes hautreizendes Öl auf die durchstochenen Hautpartien aufgetragen, das das Gift der Mücke ersetzen soll.

Ablauf und Ziel des Baunscheidtierens

Das Baunscheidtieren gehört zu den „Pustulantien“. Hierbei handelt es sich um sogenannte Hautreizungsverfahren, die darauf abzielen, einen künstlichen Hautausschlag zu erzeugen, um damit das Immunsystem zu stärken, Stoffwechseltätigkeiten anzukurbeln und das Hormonsystem zu stärken. Daudrch soll eine kräftigende Wirkung erzielt werden.

Dieser Hautausschlag stellt sich meist in Form von Rötungen, Bläschen oder Eiterpusteln dar, die in der Regel nach einigen Tagen wieder verschwinden. Die künstlich erzeugten kleinen Entzündungen in der Haut können dazu dienen, das Abwehrsystem zu stärken. Die durch Hautreizungen und Nadeln aktivierten Hautnerven rufen eine der Reflexzonenmassage ähnliche Reaktion hervor, bei der auch innere Organe wie Nieren und Leber angesprochen werden.

Zu Beginn des Baunscheidtierens wird die entsprechende Stelle zunächst rasiert und desinfiziert, im Anschluss erfolgen die Stichelung mit dem Lebenswecker sowie das Auftragen des hautreizenden Öles. Idealerweise kann das Verfahren mit Anwendungen wie Osteopathie, Akupunktur, Massagen oder auch Chiropraktik kombiniert werden, um gegen Beschwerden wie Rheuma, Gicht, Migräne, chronische Entzündungen oder auch Verkrampfungen zu helfen. An dieser Stelle sei allerdings erwähnt, dass die Wirkung der alternativen Heilmethode nicht erwiesen ist und das Baunscheidtieren nicht als alleiniges Heilmittel genutzt werden sollte.

Baunscheidtieren: Anwendungsgebiete und Wissenswertes

Die von Baunscheidt selber empfohlene Vorgehensweise sagt aus, dass vor allem die Region rechts und links der Wirbelsäule sowie auf den Oberarmen und auch zwischen bzw. über den Schulterblättern behandelt wird. Je nach Intensität und Ergebnis der Therapie sollte die Behandlung in einem Zeitraum von max. vier bis sechs Monaten einige Male wiederholt werden. Allerdings ist unbedingt darauf zu achten, dass die behandelte Stelle vor der nächsten Behandlung wieder vollständig ausgeheilt ist.

Des Weiteren sollte darauf geachtet werden, dass die Nadeln nicht so weit in die Haut eingestochen werden, dass Blut austreten kann. Um unangenehme Reaktionen an Augen und Schleimhäuten zu vermeiden sollte unbedingt vermieden werden, das nach dem Baunscheidtieren eingesetzte Öl in die Nähe dieser Regionen gelangen zu lassen. Auch die Anwendung auf der Haut direkt über den Knochen, speziell über der Wirbelsäule, sollte in jedem Fall unterlassen werden.

Da das von Baunscheidt selbst verwendete Crotonöl als krebserregend gilt, werden heute bevorzugt andere reizende Ölmischungen wie zum Beispiel Nelken-, Wacholderöl, Rainfarnöl und immunreizendes Histamin, Senföl, Chili oder auch Cantharidin verwendet.

Therapie in der Praxis gegen Selbstbehandlung, was wird empfohlen?

Zwar gibt es die Lebenswecker nebst Anleitung auch zu kaufen, jedoch sollte man genau abwägen, inwiefern es sinnvoll ist, sich im Selbstversuch zu üben. Es gehört eine gewisse Erfahrung dazu, beispielsweise die Nadeln mit der richtigen Tiefe einzustechen.

Auch bei eventuellen Nebenwirkungen wie einer Unverträglichkeitsreaktion auf das Öl zeigt sich der klare Vorteil einer professionellen Behandlung, da in diesen Fällen auch sofort Abhilfe geschaffen bzw. Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.

Des Weiteren kann ein behandelnder Heilpraktiker auch besser absehen, inwiefern eine Fortführung der Behandlung verantwortet werden kann und sinnvoll ist. Entscheidet man sich doch für die Selbstbehandlung, gibt es die Lebenswecker in verschiedenen Ausführungen zu kaufen. Es empfiehlt sich daher, sich vorher über die einzelnen Varianten zu informieren um für sich selber das passende Modell zu finden.

* Bildquelle: WolfBlur / pixabay.com

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Von Team apotheken-wissen.de

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